Bundeskanzler Karl Nehammer freut sich auf ein weiteres persönliches Treffen mit Kiews Bürgermeister beim NATO-Gipfel am Mittwoch in Madrid. Darüber hat er sich schon am Montag mit Klitschko ausgetauscht, wie er nun auf Twitter mitteilte. Nehammer versicherte auch: Österreich werde die Ukraine weiterhin rasch mit Rettungs- und Feuerwehrfahrzeugen versorgen.

Im Gegensatz zu Wiens Bürgermeister Michael Ludwig kennt Nehammer Kiews Bürgermeister bereits. Anfang April hatte er sich mit ihm im Rahmen seines Ukraine-Besuchs ausgetauscht. Und schon Ende Februar, wenige Tage nach der Ukraine-Invasion, hatten beide miteinander telefoniert. Dass Klitschko Deutsch spricht, weiß Nehammer daher aus eigener Erfahrung.

Ludwigs Alleingang wurde zum Rohrkrepierer

Internationale Politik kann gelingen, vorausgesetzt man bringt Erfahrung mit und beschreitet die üblichen Wege. Zum veritablen Bauchfleck wurden die beiden jüngsten Gehversuche Michael Ludwigs auf internationalem Parkett. In beiden Fällen  handelte es sich um Alleingänge. Der Wiener Bürgermeister weihte zuvor weder die Bundesregierung noch die jeweiligen ausländischen Vertretungen in Wien in seine Pläne ein. In einem Fiasko mit unabsehbaren Folgen endete der zweite Gehversuch. Im Gegensatz zu seinen Kollegen in Berlin und Madrid erkannte Ludwig nicht einmal, dass er sich auf einen Fake-Klitschko eingelassen hatte.

Zunächst hat der Wiener Bürgermeister über Twitter von seinem so wichtigen Austausch berichtet. Nun, da der Reinfall aufgeflogen ist, rückt er weder Video, noch Gesprächsprotokoll heraus – beides könnte für ihn peinlich, für die Ermittlungen aber höchst hilfreich sein. Angeblich gibt es kein Video. Es ist auf jeden Fall von öffentlichem Interesse, worüber die beiden miteinander geredet haben. So ist etwa ungeklärt, ob Ludwig dem Fake-Klitschko brisante Infos gegeben hat, die auch die Interesse der Stadt betreffen. Ebenso ist ungeklärt, ob der falsche Klitschko gegenüber Ludwig mit ebenso unerhörten Forderungen aufgetreten ist, wie gegenüber der Berliner Bürgermeisterin. Ludwig sagt nur, es sei alles harmlos gewesen.

Türkische Zeitung widerspricht Ludwigs Darstellung des Erdogan-Treffens

Beim NATO-Gipfel am Mittwoch wird der österreichische Bundeskanzler auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan treffen, den Ludwig ebenfalls kürzlich in der Türkei besuchte – und dafür scharfe Kritik erntete. Auch hier waren weder Bundesregierung noch türkische Botschaft im Vorfeld eingeweiht. Kritisch äußerte sich danach die türkische Zeitung www.dervirgul.com/, der zufolge das Treffen schon „seit langem von verschiedenen Seiten propagiert“ worden sei. „Bereits vor Wochen haben Politiker der AKP und der SPÖ Gespräche geführt und Präsident Erdoğan dazu gebracht, diesem Treffen zuzustimmen.“

Ludwig bei Erdogan

Zum Gesprächsinhalt herrscht auch hier Unklarheit. In der türkischen Zeitung berichtet der Kolumnist: „Obwohl der sozialdemokratische Parteivorsitzende von Wien behauptet, dass die ‚Kopenhagener Kriterien‘ während des Treffens besprochen wurden, das angeblich ein freundschaftliches Treffen unter Ausschluss der Presse war, wurden die ‚Kopenhagener Kriterien‘ nach den mir vorliegenden Informationen bei diesem Treffen nicht einmal erwähnt.“ Und: “Unverständlich ist auch, dass Ludwig sich nicht mit Ekrem İmamoğlu, dem Bürgermeister von Istanbul, getroffen hat. Die Tatsache, dass die CHP und die SPÖ, die Schwesterparteien sind, sich nicht als Bürgermeister der größten Städte ihrer jeweiligen Länder treffen, ist in sich widersprüchlich.“

Das Büro des Wiener Bürgermeisters widerspricht. „Sämtliche Spekulationen und Gerüchte sind damit klar widerlegt und entbehren zudem jeglicher Grundlage.“