Die islamistische Bewegung „Milli Görüs“ betreibt quer durch Österreich und Deutschland Moscheen, Schulen und Kindergärten, in der Türkei gründete sie die Saadet-Partei. Wer sich für ihre ideologische Gedankenwelt interessiert, der wird in einem Buchgeschäft im 15. Wiener Gemeindebezirk (Rudolfsheim-Fünfhaus) fündig. MGV-Publications nennt sich das Geschäft und es hat auch einen Online-Shop. An derselben Adresse befindet sich der Sitz der Europa-Sektion der Milli-Görüs-Jugendorganisation (AGD), der AGD-Gründungsvorsitzende Arif Sen ist Geschäftsführer jener Bücherei.

Verbotene Schriften eines Holocaust-Leugners

Wer nach extremistischen Autoren sucht, wird hier schnell fündig, wie das „Volksblatt“ berichtet. Hier gibt es eine reiche Auswahl. Erhältlich sind etwa die Schriften des Milli-Görüs-Gründers Necmettin Erbakan, der in Werken wie „Adil Düzen“ („Gerechte Ordnung“) und seiner Autobiographie „Davam“ dem Westen den Kampf ansagt und antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet.

Ebenso kann man ins Türkische übersetzte Werke des französischen Holocaust-Leugners Roger Garaudy kaufen. Der ehemalige Kommunist, der mit 69 Jahren zum Islam konvertierte, verfasste Schriften wie „Das israelische Problem“ und „Israel Mythen und Terror“, die von der MGV-Bücherei nicht nur verkauft, sondern auch angepriesen werden, und zwar mit dem Hinweis, dass der „Verkauf in den USA und in Europa verboten wurde“.

Leitfiguren der Muslimbruderschaft

Wichtige Vordenker der Muslimbruderschaft dürfen auch nicht fehlen, etwa ihr Gründer Hasan al-Banna, der mit folgenden Worten beworben wird: „Er ist ein ruhmreicher Pionier, der sich auf allen Gebieten mit dem Ziel der Islamisierung auf den Weg gemacht hat.“ Die Terrororganisation Hamas ist der palästinensische Zweig der Muslimbrüder. Erhältlich ist hier ebenso – wie immer auf Türkisch – „Meilensteine“, das Hauptwerk des 1966 in Ägypten hingerichteten Muslimbruder Sayyid Qutb, das zentrale Inspirationsquelle für sämtliche islamistische Terrororganisationen war.

Nicht fehlen darf auch der Chefideologe der Muslimbruderschaft, Yusuf al-Qaradawi: Der bekannte in Katar lebende Prediger bezeichnete den Holocaust als „Allahs Weise der verheerenden Rache“ an den Juden. Weil die Juden angeblich Korruption verbreiteten, hätten sie den Herrschern keine Wahl gelassen, als sie zu vernichten. Und er stimmt die Muslime auf einen erneuten Holocaust in der Zukunft ein: „So Gott will, wird das nächste Mal diese [sc. Strafe Gottes] durch die Hand der Gläubigen erfolgen.“ Zudem bezeichnet er die Juden als Feinde Gottes.

20 Bücher aus der Feder Quaradawis stehen in dem Buchgeschäft zur Auswahl, darunter „Fatwas für Palästina“, in dem es unter anderem um „Märtyreroperationen gegen den zionistischen Besatzungsfeind“ geht. Quaradawi ist dafür bekannt, Selbstmordanschläge gegen Israel zu billigen.

Prediger gegen Homosexuelle und Ungläubige

Auch Schriften des saudischen Islamisten Muhammed al-Arifi kann man hier kaufen. Er predigt gegen Juden, Homosexuelle, Ungläubige — und befürwortet die körperliche Züchtigung von Ehefrauen. Wegen seiner extremistischen Botschaften hat er seit 2012 Einreiseverbot im Schengen-Raum.

Das Ambiente der Bücherei ist an sich einladend: Sofern man des Türkischen mächtig ist, kann man es sich hier auf komfortablen Sesseln und bei Tee bequem machen. Anfragen des „Volksblatts“ betreffend das extremistische Sortiment wurden bisher nicht beantwortet.