Die westlichen Verbündeten der Ukraine, allen voran die Staaten der EU, haben ein Munitionsproblem. Laut der Zeitung „Washington Post“ sehen sich die Länder mit schwindenden Vorräten konfrontiert. Sie können nicht schnell genug Waffen herstellen, um die Ambitionen Kiews zu unterstützen, eine Gegenoffensive gegen die russischen Streitkräfte zu starten.

Verteidigungsexperten erklärten dem Blatt, dass viele der ukrainischen NATO-Partner – vor allem die europäischen Staaten – ihre Rüstungsindustrie jahrzehntelang vernachlässigt hätten. Aus diesem Grund seien sie jetzt nicht imstande, den enormen Bedarf der Ukraine an Artillerie, Panzern, Luftabwehr-Systemen und Munition zu decken.

Ihre aktuellen Anstrengungen, die Waffen- und Munitionsproduktion hochzuschrauben, nehme dementsprechend viel Zeit in Anspruch. „Man muss kein großer Militäranalytiker sein, um zu erkennen, dass europäische Länder, die 13 Monate nach Kriegsbeginn große Investitionen in die Artillerieproduktion tätigen, ein wenig spät dran sind“, sagte Michael Kofman, Direktor des Russland-Studienprogramms am Center for Naval Analyses, der „Washington Post“.

Europa und der Westen sind viel zu spät aufgewacht

Die Experten erklärten, dass bereits während der russischen Invasion klar war, dass dieser Krieg länger dauern werde, als ursprünglich angenommen. Diese Erkenntnis hätte die westlichen Staats- und Regierungschefs dazu veranlassen müssen, in eine verstärkte Produktion zu investieren. Doch stattdessen hätten sie ihre eigenen Vorräte verbraucht.

Spät, aber doch habe der Westen endlich verstanden, dass der Krieg in der Ukraine länger dauern könnte und dass er in seine Rüstungsindustrie investieren müsse, sagte Jack Watling, Senior Research Fellow für Landkriegsführung am Royal United Services Institute. Eigentlich sei dies schon im April des Vorjahres offensichtlich gewesen. Der Westen, insbesondere Europa, sei aber sehr lange untätig gewesen.