Als Abbildung 173 ist in den Ermittlungsakten des Bundeskriminalamts ein wichtiges Puzzleteil zum Ibiza-Krimi versteckt: Auf dem Mobiltelefon des Starlets zahlreicher Pornofilme, der als Ex-Langzeit-Geliebter das Vertrauen des aktuell inhaftierten Julian Hessenthaler (41) sicher war, war ein Chat zwischen Hessenthaler und dem bekannten Ibiza-Anwalt M. abgespeichert. Als die Ermittler das Handy dieser Expertin für ganz bestimmte Szenen von Erwachsenenfilmen sicherstellten, fanden sie auch dieses hochinteressante Gespräch zwischen den beiden möglichen Haupttätern im Ibiza-Polit-Krimi – jetzt liegt diese Passage auch dem eXXpress vor.

Aus den Akten des Bundeskriminalamts: der Chat über die Wirecard-Transfers

Wirecard: Karte wird "aufgeladen" - dann läuft Behebung

Wie die Fahnder des Bundeskriminalamts ermittelt haben, schrieb der damals noch untergetauchte Julian Hessenthaler diesen SMS-Text an den Wiener Anwalt M.: “Werde mich um alles kümmern und schauen, dass ich am Abend bei V. alle offenen Punkte erledigen kann. Ok. Wäre gut. Mach diese Wirecard mit ihr bitte auch und schick Nummer durch, wenn du hast damit aufladen kann.”

Das “auch” in dieser SMS-Anweisung ist ein starkes Indiz dafür, dass mehrere oder vielleicht sogar alle Finanztransaktionen der Ibiza-Video-Clique über das Wirecard-System abgewickelt worden sein könnten. Der Vorteil der Wirecard-Finanzierung für die Planer und Akteure des Polit-Komplotts ist klar: Die Wirecard ist eine Art virtuelle Kreditkarte. Kunden können sich online anmelden und ein Konto bei der Wirecard-Bank eröffnen. Dieses wird dann per Bareinzahlung, Überweisung oder Lastschrift aufgeladen. Mit der virtuellen Karte können User dann bei allen Onlineshops zahlen.

Bei der Wirecard-Bank konnte auch gegen eine Gebühr eine Prepaid-Mastercard im klassischen Kreditkartenformat beantragt werden, mit der man dann zum Beispiel zusätzlich an Geldautomaten Bares abheben konnte. Also: Irgendwer zahlte auf das Wirecard-Konto ein – der Nutzer konnte das dann anonym beheben. Einfach ideal für gewisse Machenschaften.

Gesucht: Wirecard-Manager Jan Marsalek - er hat Hessenthaler zweimal getroffen

Wirecard: Ex-Lover von Krone-Starlet sollte handeln

Noch ein Detail ist in diesem Chat interessant: Die Verwaltung der Wirecard-“Nummer” könnte laut Text bei Anwalt M. gelegen sein, dem Ex-Liebhaber der Krone-Mitarbeiterin Katia Wagner. TV-Sternchen Wagner kam kürzlich wieder etwas häufiger in den Medien vor, weil sie plötzlich den Medien-Unternehmer Wolfgang Fellner beschuldigt hat, sie vor sieben Jahren sexuell belästigt zu haben.

Offen bleibt, wer von den beiden Haupttatverdächtigen – Hessenthaler und M. – jetzt tatsächlich die Wirecard wieder “aufladen” konnte, also die Finanzmittel hatte – das ist nicht eindeutig formuliert.

Wirecard-Boss war Gast-Star des Ibiza-Video-Vermittlers

Neben dem jetzt aufgetauchten SMS-Chat zeigen aber noch drei weitere Fakten, dass es eine enge Verbindung zwischen Ibiza-Clique und Wirecard-Truppe gegeben hat – oder sogar noch gibt:

So ist bewiesen, dass der Ibiza-Haupttatverdächtige Julian Hessenthaler zweimal im Sommer 2015 den getürmten Wirecard-Manager Jan Marsalek (41) getroffen hat. Eine Zeuge berichtet von zwei Frühstücksterminen im Hotel “Palace” in Berlin, Hessenthaler nannte Marsalek seinen “Bank-Kumpel”.

Faktum 3: Jener SPÖ-nahe Vermittler des Ibiza-Videos, der Christian Kern und Thomas Drozda vom Angebot des Anwalts M. informiert hat, organisierte auch einen Digital-Kongress, bei dem Wirecard-Boss Markus Braun 2018 einer der wichtigsten Gäste war – da war der “Vertrieb” des Ibiza-Videos in Wien voll im Gang. Oder wie es Hessenthaler zuvor in einem SMS an seine Mutter schrieb: “Ich will sterben. Diese roten Idioten kommen bezüglich Geld nicht weiter. Schaut nicht sehr gut aus.” Im März 2018 hatte der SPÖ-nahe Werber, wie er selbst in seiner Zeugenaussage vor dem BKA sagt,  Kontakt mit Ibiza-Anwalt M. Im selben Jahr durfte Markus Braun dann auf Einladung dieses SPÖ-Unterstützers in Wien über seine “23-Milliarden-Geschichte” (Zitat) referieren . . .

Gesucht: Wirecard-Manager Jan Marsalek - er hat Hessenthaler zweimal getroffen

Zufall, dass BVT-Berater zeitgleich auch für Wirecard arbeitete?

Und Faktum 4: Das Gastspiel des früheren deutschen Geheimdienstkoordinators Klaus-Dieter Fritsche in Wien im Jahr 2019. Fritsche durfte auf Einladung des damaligen FPÖ-Innenministers Herbert Kickl den Verfassungsschutz (BVT) analysieren und erhielt dafür 79.000 Euro Steuergeld. Im selben Jahr beriet Fritsche auch Wirecard – und verrechente den deutschen Finanzjongleuren vier Tagessätze um je 1500 Euro. Nur ein Jahr bevor Wirecard-Manager Jan Marsalek untertauchte, spazierte dieser Konsulent sowohl durch die Hochsicherheitsbereiche des BVT als auch durch die Wirecard-Zentrale in Aschheim bei München . . .