Die der massiven Korruption verdächtige ehemalige Vize-Präsidentin des Europaparlaments, Eva Kaili, schlägt hinter Gittern Volten. Die sagenhafte Menge Bargeld in ihrer Brüsseler Wohnung , 600.000 Euro, habe weder ihr noch ihrem Partner, sondern einem Dritten gehört. Das sagte Michalis Dimitrakopoulos, einer ihrer Anwälte, dem griechischen TV-Sender Skai.

“Frau Kaili hat ihren Partner gefragt, was für Gelder das seien”, sagte Dimitrakopoulos. Der Lebenspartner habe erwidert, dass das Geld jemand anderem gehöre. “Daraufhin hat Frau Kaili gesagt, sie erlaube nicht, dass Gelder, die jemand anderem gehörten, in der gemeinsamen Wohnung aufbewahrt werden.” Aus diesem Grund habe Kailis Vater die Tasche mit Geld an sich genommen und sich auf dem Weg zu einem Hotel gemacht, wo der nicht namentlich genannte Empfänger hätte auftauchen sollen. 

„Was ist das für Geld, bring es weg“Quelle: Europäisches Parlament

Anwalt: „Katar hatte keinen Beweggrund, Frau Kaili Geld zu geben“

Kaili will den Angaben zufolge auf unschuldig plädieren. Einen Teil der Strategie offenbarte Dimitrakopoulos im Interview mit einem weiteren griechischen Sender: “Länder wie Katar, Kuwait oder der Oman hatten keinen Beweggrund, Frau Kaili Geld zu geben, weil sie ihnen nichts zu bieten hatte”, sagte er. Geld gebe man, wenn man dafür eine Gegenleistung erhalte. Frau Kaili jedoch habe lediglich die Politik des EU-Parlaments umgesetzt, sagte er dem Sender Open TV.

Die belgische Justiz ermittelt seit Monaten wegen mutmaßlicher Korruption, Geldwäsche und Einflussnahme aus dem Ausland im Umfeld des Europaparlaments. Im Raum steht, dass das Golfemirat Katar, das derzeit die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichtet, mit Geld- und Sachgeschenken versucht hat, politische Entscheidungen zu beeinflussen. 

Seit Freitag hat die belgische Justiz sechs Verdächtige festgenommen, von denen zwei mittlerweile wieder auf freiem Fuß sind. Gegen Kaili und die drei anderen erließ ein Untersuchungsrichter dagegen am Sonntag Haftbefehl. Sie werden der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, der Geldwäsche und der Korruption beschuldigt.

Eva Kaili in der illustren Gesellschaft von US-Multimilliardär Bill Gates

EU-Politikerin lebte in Saus und Braus

Eva Kaili sorgte wegen ihres Jet-Set-Lebens in der Vergangenheit wiederholt für Schlagzeilen. Paparazzo erwischten sie im Bikini auf der Reichen-Insel Mykonos, wo ein Wochenende im Hotel oft den Monatslohn eines griechischen Arbeiters kostet. Zu Silvester 2019 wünschte sie ihren Followern aus den französischen Alpen ein frohes neues Jahr. Dass sie im September 2018 in San Francisco war und dort über dem Meer schwebte, ließ sie die Öffentlichkeit mit einer eindrucksvollen Luftaufnahme wissen.

Sie hatte auch die Mittel, um sich eine 169 Quadratmeter große Eigentumswohnung in Athens luxuriösem Vorort Psychiko zu kaufen. Der Kaufpreis klingt zwar gar nicht so hoch, 269.000 Euro zahlte Kaili 2019. Doch dieser Kauf hat etwas anrüchiges, denn der wahre Wert der Immobilie wird auf mehr als 900.000 Euro geschätzt, selbst das Finanzamt beziffert sie auf knapp 700.000. Der sehr niedrige Kaufpreis wurde von Kaili im für Politiker, Journalisten und Beamte obligatorischen Transparenzregister „Pothen Esches“ (“Woher hast du es”) angegeben – und sie kam damit durch.

Mehr noch, 2019 will Kaili nach eigenen Angaben insgesamt 219.000 Euro verdient haben. Sie hatte zu Anfang des Jahres 210.000 Euro auf ihren Konten in Griechenland und Belgien. Am Ende des Jahres kam sie auf einen Kontostand von 405.000 Euro. Gleichzeitig hat sie die vom Finanzamt Immobilie für 270.000 Euro gekauft und will dies mit 340.000 Euro Erlös aus dem Verkauf einer anderen Immobilie finanziert haben.