“Warten auf Gepard”: Das ist seit vielen Wochen das ungewollte Motto der Ukraine, der Deutschland im April die Lieferung von Gepard-Panzern zur Verteidigung gegen die russischen Invasoren versprochen hatte. Doch dass dieses Versprechen auch seine Tücken hat, das wusste der eXXpress bereits kurz nach der Ankündigung der deutschen Bundesregierung, die sich lange geziert hatte, Waffen ins Kriegsgebiet zu liefern. Einer dieser Haken an der Panzer-Lieferung war das Timing: Bis die ersten Panzer die ukrainische Grenze passieren, würden Monate vergehen – die komplette Lieferung könnte erst Ende 2023 ankommen, hieß es damals. Und jetzt steht fest: Deutschland kann die ersten Panzer wirklich erst im Sommer liefern.

Am Freitag – am selben Tag, an dem die Ukraine die strategisch so wichtige Stadt Mariupol aufgeben musste – wurde bekannt, dass die ersten 15 Flugabwehrkanonenpanzer Gepard aus Beständen der deutschen Industrie erst im Juli in der Ukraine ankommen sollen. Das sei das Ergebnis eines Gesprächs der deutschen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Olexij Resnikow, berichtete die Deutsche Presse Agentur (dpa). “Noch im Sommer” geliefert werden sollen demnach auch Ausbildungsunterstützung durch die Bundeswehr, die Bereitstellung von knapp 60.000 Schuss Munition sowie weitere 15 Panzer.

“Ich habe heute mit meinem ukrainischen Kollegen Resnikow gesprochen, und er hat ausdrücklich nochmals bestätigt, dass die Ukraine die schnellstmögliche Lieferung von Gepard-Flugabwehrpanzern einschließlich der vorhandenen 59.000 Schuss Munition aus Deutschland wünscht”, sagte Lambrecht nach der Videoschaltung mit Resnikow. Dieser habe die Leistungsfähigkeit des Systems besonders hervorgehoben.

“Ich begrüße diese klare Entscheidung ausdrücklich. Der Gepard ist eine wirkungsvolle Waffe, die auch eine erhebliche Abschreckungswirkung hat – etwa zum Schutz kritischer Infrastruktur”, sagte Lambrecht. “Gemeinsam arbeiten wir nun daran, dass die ersten 15 Geparden ab Mitte Juli mit fertig ausgebildeten Besatzungen einsatzbereit sind.”

Der Hersteller Krauss-Maffei Wegmann hatte nach einem Ringen um die Lieferung schwerer Waffen von der Bundesregierung politisch grünes Licht für den Verkauf der technisch aufgearbeiteten Flugabwehrpanzer aus früheren Bundeswehr-Beständen erhalten. Krauss-Maffei Wegmann verfügt über eine mittlere zweistellige Zahl aus der aufgelösten Heeresflugabwehr der Bundeswehr – die Rede ist von insgesamt 50 Stück. Der Gepard kann auch im Kampf gegen Bodenziele eingesetzt werden.

Deutschland wird der Ukraine auch sieben Panzerhaubitzen 2000 liefern. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten auf dem Waffensystem läuft bereits. Resnikow schrieb am Freitag auf Twitter, es habe ein sehr produktives Gespräch mit Lambrecht gegeben. Es sei der Beginn eines wichtigen neuen Projektes besprochen worden.