Immer häufiger ist an Wiener Schulen Gefahr im Verzug; Im vergangenen Schuljahr 2021/22 mussten 500 Schulkinder für einen begrenzten Zeitraum aus ihrer Klasse verwiesen werden. Besonders alarmierend: Jeder fünfte Fall fand an einer Volksschule statt – dort befinden sich Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren. In Summe wurden 86 Kinder im Zuge einer “Sicherungsmaßnahme” suspendiert. Wie der “Standard” berichtet, ist der Grund dafür häufig Gewalt. Mehr als 50 Prozent der Kinder werden wegen Gewalt gegen andere oder gegen sich selbst vorübergehend der Schule verwiesen. 30 Prozent der Suspendierungen werden mit verbaler Gewalt begründet, 12,75 mit “Eigentum” und 7,5 Prozent wegen “Sonstigem”.

Trauma, Gewalt oder Flucht als Motive

Für die Leiterin der Bildungsdirektion-Ost ist die zunehmende Gewalt ein Phänomen, das nur schwer erklärbar ist. “Es war lange Zeit so, dass Suspendierungen an Volksschulen ausgesprochen selten waren”, sagt Elisabeth Fuchs gegenüber dem Standard. “Das sind nicht die Kinder, die einfach schlimm oder unerzogen sind. Meist ist hier eine psychische Verhaltensauffälligkeit im Spiel”. Diese könne von einem unstetigen Elternhaus, traumatischen Erfahrungen, häuslicher Gewalt oder Fluchterfahrungen her rühren. Eines hätten die betroffenen Kinder gemeinsam: Sie können schlecht mit Grenzen umgehen. “Beispielsweise greift ein Kind ein anderes vorsätzlich an, geht auf das Kind mit einer Schere los oder macht absichtlich etwas kaputt.”  Wenn die Suspendierung erfolgt, kommt es zu Elterngesprächen und der Schulpsychologe wird konsultiert. Nach wenigen Tagen, maximal jedoch nach vier Wochen, kommen die Kinder zurück an die Schule oder müssen die Schule sogar wechseln.