Russland liefert auch nach einem entsprechenden Stopp für Polen und Bulgarien weiterhin Erdgas nach Österreich. Dies gab Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Mittwoch bekannt. Über die Hauptversorgungsrouten Nord Stream und die Ukraine werde “uneingeschränkt geliefert”, sagte Gewessler im Ö1-Morgenjournal. Auf die Frage, ob es Anzeichen für einen Lieferstopp für Österreich gebe, sagte sie: “Nein, diese Anzeichen haben wir nicht.”

Gewessler: "Putin führt Krieg mit Energielieferung"

“Wir müssen alles tun, um unsere Abhängigkeit von russischem Gas so schnell wie möglich zu beenden”, betonte die Klimaministerin. Der erstmalige Lieferstopp für zwei EU-Staaten zeige nämlich, dass man sich auf Russland nicht verlassen könne. “Wladimir Putin führt Krieg auch mit Energielieferungen.”

Auflösung der Verträge nicht ausgeschlossen

Gewessler betonte, dass das bulgarische Netz “nichts mit dem österreichischen Netz zu tun” habe. Zur Jamal-Pipeline nach Polen (die auch mit Österreich verbunden ist, Anm.) sagte sie, dass schon in den vergangenen Tagen “wenig Gas” über sie gekommen sei. Die OMV sei derzeit “im Austausch”, um die Gaszahlungen an Russland “sanktionskonform über Euro abzuwickeln”, betonte sie. Eine Auflösung der bis zum Jahr 2040 geschlossenen Lieferverträge mit Russland schloss sie nicht aus. Zugleich plädierte sie dafür, so schnell wie möglich die Gaslieferungen nach Österreich zu diversifizieren. Österreich zählt zu jenen EU-Staaten, die am stärksten von russischen Gaslieferungen abhängig sind.

Österreichs Gas-Lager zu nur 17,58 % gefüllt

Auch wenn Ministerin Gewessler versucht zu beruhigen: Die Situation ist für Österreich durchaus brisant: Wie die neuesten Daten der Gas-Großhändler zeigen (AGSI+, siehe Grafik), sind die heimischen Gas-Tanks zu 82 % leer. Noch verschärfend für die Krise ist: Ein großer Anteil der hier für Österreich eingemeldeten Gas-Vorräte ist auch für Fremdkunden in Deutschland und anderen Nationen bestimmt …

Meinl-Reisinger: "Das reicht nicht"

Scharfe Kritik an den Aussagen der Ministerin übt NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Sie attestiert Gewessler, nach acht Wochen des Krieges noch immer “blank dazustehen”, was die Versorgungssicherheit mit Energie anbelangt.