“Putin setzt Energie-Lieferungen als Waffe ein”, wiederholte Leonore Gewessler zum gefühlt 25. Mal bei ihrem gestrigen Auftritt in der ZiB2 – und die überarbeitet wirkende Energie-Ministerin wagte dann erneut das Versprechen: “Niemand wird im Winter in Österreich frieren müssen.” Man sei “auf einem guten Weg”, dass die Gas-Lager zumindest zu 80 % bis zum Wintereinbruch gefüllt seien.

Die ORF-Moderatorin ließ das alles ziemlich unwidersprochen stehen und konterte auch nicht mit den bereits bekannten – auch vom eXXpress aufgedeckten – Fakten zur aktuellen Energie-Krise: Laut Aufzeichnungen des internationalen Gas-Markt-Beobachters AGSI+ sind die Einspeisungen (Injections) in Österreichs Speicher auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch vor einer Woche. Flossen etwa noch am 17. Juli 394 Gigawattstunden (GWh) zu uns nach Österreich, waren es am 22. Juli nur noch 157 GWh. Am Sonntag waren es dann zumindest wieder 288 GWh.

Auf Social-media-Plattformen kam Gewesslers ORF-Auftritt bei vielen Usern nicht gut an.

Wieder: "Deckel auf den Topf"-Tipp in der "ZiB2"

Dann fragte die ORF-Moderatorin auch nicht bei der Ministerin nach, wie sicher die Pipeline-Routen nach Österreich aktuell sind: Wie der eXXpress berichtet hat, kam in Friedenszeiten das Gas über zwei Leitungen über die Ukraine. Die Regierung in Kiew hat aber bereits tagelang diese Routen geschlossen, was eine Umleitung über die bekannte Pipeline Nord Stream 1 nötig machte. Und jetzt liefert auch Nord Stream 1 nur 20 % der benötigten Gas-Menge …

Ebenfalls nicht geklärt wurde von der “ZiB2”, wie viel Gas nun tatsächlich in den Speichern ist, auf das die Republik wirklich zugreifen kann. Dazu verweigerte die grüne Energie-Ministerin ja bisher jede konkrete Information. Ebenso blieb im Interview ausgespart, warum die Grüne den Umstieg von Gas auf Öl empfiehlt, obwohl auch bei Öl in Österreich derzeit ein akuter Mangel herrscht (der eXXpress berichtete).

Statt mit wichtigen Details die Österreicher zu informieren, lieferte Leonore Gewessler dann in der “ZiB2” wieder ihre bereits bekannten Energie-Spartipps: Wir alle könnten beim Sparen helfen, wenn wir “die Heizung ein, zwei Grad runterdrehen” und beim Kochen “den Deckel auf den Topf geben”.

Norbert Hofer (FPÖ): "Leider ist das nicht wahr"

Deutlich reagierte Norbert Hofer (FPÖ) auf die Aussagen der grünen Energie-Ministerin: “Leider ist das nicht wahr”, meinte Hofer zum Versprechen der Grünen, dass niemand frieren müsse. Allein aufgrund der hohen Energie- und Lebensmittelpreise werden viele Menschen in kalten Wohnungen leben müssen, schrieb Hofer auf Twitter. Und: “Es trifft jene, die unter die Armutsschwelle rutschen. Da ist zunehmend der Mittelstand.”

Wirkte abgekämpft und überarbeitet: Leonore Gewessler (Grüne) in der "ZiB2"

Ist Leonore Gewessler (Grüne) ihrer Aufgabe als Energie-Ministerin gewachsen?