Es gab Zeiten, da war jedes Politiker-Ranking für Robert Habeck “a gmahde Wiesn”: Unangefochten rangierte der legere Kinderbuch-Autor von der Nordsee-Küste auf Platz 1. Vor allem bei Frauen punktete der jugendlich-charismatische Klima-Minister mit seiner Strubbel-Frisur und den Fünftage-Stoppeln. Doch das ist vorbei. Der Vizekanzler von den Grünen verspielt seinen Kredit. In der Zwischenzeit ist er im deutschen Politiker-Ranking auf Platz 13 abgerutscht. Noch schlimmer für ihn: Außenministerin Annalena Baerbock ist an ihm vorbeigezogen. Die Frage nach der nächsten Kanzlerkandidatur bei den Grünen ist wieder offen.

Baerbock (l.) und Habeck (r.): Die längste Zeit schien es ausgemacht, wer Spitzenkandidat bei der nächsten Bundestagswahl sein wird. Nun ist alles offen.APA/AFP/John MACDOUGALL

Dabei schien die Frage längst entschieden. Nachdem Baerbock die letzte Kandidatur vermasselt hatte und Habeck zum “Super-Minister” aus Klima und Wirtschaft aufgestiegen war, stand ihm auch der Erstzugriff zu. Doch das Blatt wendet sich gegen ihn.

Gegenwind aus allen Richtungen für den einstigen Superstar

Das hat gute Gründe: Auf die Wähler wirkt der vierfache Familienvater mittlerweile wie ein Don Quichote, der zwar verbissen für Windräder, aber gegen Windmühlen kämpft. Vom Ehrgeiz gepackt, überfordert Habeck die Deutschen bei der Energiewende. Und auch die Ampel in Berlin: Seine Gas-Umlage hat Kanzler Scholz persönlich einkassiert, sein Plan für billigen Industrie-Strom haben die Koalitionspartner ausgebremst, die Notstands-Windkraft-Politik hebelten Länder und Kommunen aus. Wegen seines Heizungshammers (Wärmepumpen), den Experten zerreissen, gehen die Bürger auf die Barrikaden. Zu allem Überfluss leistete er sich auch noch Vetternwirtschaft im eigenen Ministerium.

“Bild” konstatierte am Wochenende knapp: “Habeck hat seit Monaten einfach keinen Lauf!”

Habecks Grüne auf 14 Prozent abgestürzt

Seine Dauer-Rivalin innerhalb der Grünen wird dies weder weiter verwundern noch sonderlich stören. Annalena Barbock, als Außenministerin selbst häufig in der Kritik, profitiert von Habecks Götterdämmerung. In Umfragen liegt sie plötzlich vor ihm, in der Kanzlerkandidaten-Frage ist sie wieder im Rennen. Das galt nach ihrer letzten vergeigten Kandidatur lange als ausgeschlossen.

Entscheidender aber noch: Habeck zieht die Grünen mit nach unten. Die 20-Prozent-Partei dümpelt plötzlich nur noch bei 14 Prozent, wurde dort von der AfD bereits überholt und festgenagelt. Robert Habeck ist sogar zum Risiko für die Berliner-Ampel geworden.