Wir leben in “interessanten Zeiten”: Während sich die Welt mit den Herausforderungen einer globalen Pandemie, einer Rekord-Inflation, dem Krieg in der Ukraine und dem Klimawandel auf einmal konfrontiert sieht, fühlen sich schon Erwachsene auf der ganzen Welt überfordert – doch wie muss es dann unserer Jugend gehen?

Dieser Frage hat sich der renommierte Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier im zweiten Teil seiner großen Jugendstudie für Österreich angenommen. Heinzlmaier hat junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren dazu befragt, welche Sorgen und Ängste sie dieser Tage am meisten beschäftigen  – und ob sie denken, dass sie ihre Meinung zu heiklen Themen auch frei äußern können, oder zu manchen Dingen doch besser schweigen sollten. Der eXXpress hat die brisanten Ergebnisse der Studie exklusiv als Erster für Sie aufbereitet:

Österreichs Jugend bereiten aktuell die hohe Inflation die größten Sorgen. Danach befragt, was ihnen am meisten Angst macht, wenn sie an ihre Zukunft denken, antwortet beinahe jeder zweite junge Österreicher zwischen 16 und 29 (44,9 %) damit, dass sie befürchten, das ihr Geld bald gar nichts mehr wert ist. Die Inflation und die explodierenden Preise an Tanksäulen, im Supermarkt und generell in allen Bereichen des täglichen Lebens trüben das Zukunftsbild vieler junger Menschen im Land.

Aber nicht nur die Inflation – auch der Krieg in der Ukraine belastet Österreichs Jugend sehr. Russlands Invasion der Ukraine macht vielen jungen Menschen in Österreich Angst: 41,0 % fürchten, dass der Krieg auch in Europa ausbrechen könnte, und/oder es in Zkunft häufiger zu Kriegshandlungen wie in der Ukraine kommen könnte.

Doch auch die Mission Greta Thunbergs und der “Fridays for Future”-Bewegung ist angesichts anderer Krisen nicht vergessen: Österreichs Jugend zeigt sich nach wie vor sehr umweltbewusst und sorgt sich weiterhin um den Klimawandel. 39,3 % der befragten Jugendlichen sagt, dass der Klimawandel beim Blick auf die persönliche Zukunft eine große, besorgniserregende Rolle spielt.

Der Krieg macht Sorgen - und spaltet die Geschlechter

Der Krieg in der Ukraine macht bei genauerer Betrachtung nicht nur Sorgen, sondern spaltet auch die Geschlechter in Österreichs Jugend: Demnach zeigen sich junge Frauen weitaus mehr belastet vom Krieg in der Ukraine als ihre männlichen Alterskollegen. Während vier von zehn der weiblichen Befragten angeben, dass sie der Krieg in der Ukraine “sehr” belastet, empfinden nur 28,6 Prozent der jungen Männer ähnliche Belastungsgefühle. Ebenfalls beachtlich: 32,8 Prozent der befragten Jugendlichen zeigen sich von Putins Angriffskrieg und dessen Folgen unbeeindruckt.

Meinungsfreiheit: Österreichs Jugendliche in der Schweigespirale

Ist es besser, nicht gleich seine Meinung zu sagen? Davon sind Österreichs Jugendliche in großer Mehrheit (69,2 %) überzeugt: 32,6 Prozent der Befragten im Alter von 16 bis 29 Jahren beantworten diese Frage sogar “voll und ganz”, 36,6 % “eher” mit Ja, . Ganz vorne auf der Liste der Dinge, von denen man in Österreich nach Ansicht junger Menschen am besten gar nicht sprechen sollte: Migration und Asyl.

Der Schweigedruck ist hoch

Spannend ist, dass der Großteil der befragten Jugendlichen vor allem zu politisch links besetzten Themen lieber schweigen. LGBTQ, der Islam oder auch Gendersprache und der Klimawandel: hier machen die Befragten zu Beginn aus ihren Herzen lieber eine Mördergrube. Brisant: Auch  hier empfinden junge Frauen den Schweigedruck als besonders hoch.

Laute Rufe nach einer Impfpflicht

Anders das Bild bei der Corona-Pandemie: Diese empfinden 34,7 Prozent der Männer und 42,2 Prozent der Frauen als Belastung. So lässt es sich erklären, dass immer noch 35 Prozent der Umfrage-Teilnehmer sich für eine allgemeine Covid-Impfpflicht aussprechen.

Große Angst vor dem Klimawandel

Während also 23 Prozent der jungen Leute finden, dass man das Klimawandel nicht offen ansprechen dürfe, ist dieses Thema vor allem für Wiener Jugendliche von großer Bedeutung. 60 Prozent sind dort etwa zumindest “eher nicht” für den Bau des Lobautunnels. Folgerichtig fanden auch 56 Prozent die Räumung des Protest-Camps durch die Polizei nicht richtig. 38 Prozent der Wiener Jugendlichen macht der Klimawandel die größten Sorgen.

Bernhard Heinzlmaier ist Jugendforscher, Autor und als eXXpress-Kolumnist auch immer wieder bei uns im Studio zu GasteXXpressTV

Bernhard Heinzlmaier ist seit über drei Jahrzehnten in der Jugendforschung tätig. Er ist Mitbegründer des Instituts für Jugendkulturforschung und seit 2003 ehrenamtlicher Vorsitzender. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.

Am 20.12.2018 wurde Bernhard Heinzlmaier für seine verdienstvollen Leistungen als Meinungs- und Jugendforscher von Bundespräsident Van der Bellen der Berufstitel Professor verliehen.

Seit dem ersten Tag unseres Mediums verfasst Bernhard Heinzlmaier zudem wöchentlich Kolumnen für den eXXpress, die jeden Mittwoch neu erscheinen.