Es war der Aufreger beim Spiel der beiden WM-Daheimbleiber Ungarn und Griechenland. Bei der Verabschiedung des nunmehrigen Rekord-Nationalspielers Balázs Dzsudzsák präsentierte sich der Fußballnarr Orbán mit einem Schal, auf dem eine Ungarnkarte mit Teilen Österreichs (dem Burgenland), der Slowakei, Rumänien und Kroatien zu sehen war. Auch Regionen des heutigen Serbiens und der Ukraine gehörten bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum ungarischen Königreich.

Nicht der ersten "Grenz-Eklat"

Bereits im Jahr 2020 sorgte Orbán mit den alten Grenzen für Empörung. Damals hatte er eine Weltkugel gepostet, auf der ebenfalls die Grenzen des ungarischen Königreichs vor dem Ende des Ersten Weltkriegs zu sehen waren.

Der 4. Juni 1920, sprich der Friedensvertrag von Trianon, ist ein schmerzlicher Schicksalstag für die Ungarn. Damals schrumpfte das Land auf ein Drittel seiner vormaligen Größe zusammen, Millionen Magyaren wurden mit einem Schlag Bürger der zum Teil neu gegründeten Nachbarstaaten Ungarns. Rumänien etwa wurde mit Siebenbürgen ein Gebiet angeschlossen, das fast genauso groß ist wie der geschrumpfte ungarische Staat. Bis heute wird “Trianon” von vielen Ungarn als  Trauma empfunden.
Die ungarische Rockband Kárpátia hat „Trianon“ sogar zu ihrem Geschäftsmodell gemacht – Kárpátia steht für das Karpatenbecken, das einst gänzlich unter ungarischer Herrschaft stand. Seit Jahren bieten die ungarischen Rocker zuverlässig den Soundtrack für ungarische Revisionisten. Ein Refrain in einem Kárpátia-Song lautet so: „Nem, Nem, Soha“ – „Nein, Nein, Niemals“. Das war in der Zwischenkriegszeit das Motto vieler Ungarn, die das “Friedensdiktat” von Trianon völlig ablehnten.

Ein nie verheiltes Trauma der Ungarn: Die Nachbarländer krallten sich nach "Trianon" zwei Drittel Großungarns