Die Wiener Gemeinderatsabgeordnete Ursula Berner (Grüne) sieht in Denkmälern ein “Phallus-Symbol”. Die Politikerin fühlt sich verfolgt von der Darstellung “20 Meter hoher steinerner, bronzener Menschenfiguren”. Reale Personen seien insgesamt nicht mehr besonders zeitgemäß. Sie stünden eher für ein patriarchales Geschichtsbild. Das heißt “mächtige, weiße Männer.”

Die Statue von Dr. Karl Lueger befindet sich auf dem nach ihm benannten Luegerplatz in der Nähe des Wiener Stadtparks.Getty

Konkret geht es ihr um das 1913-1916 von Josef Müllner geschaffene Denkmal des Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, das bereits mehrmals Opfer linker Denkmalstürmer wurde, wie zuletzt im November. Statt der Schändung möchte sie Lueger “gemeinsam mit anderen, fragwürdigen Heldenfiguren” vom Sockel entfernen lassen und alle zusammen im Schweizer Garten aufstellen lassen. Die Steinplattform selbst könnte zum Schauplatz “künstlerischer Projekte” im Sinne der Grünen werden.

Die feministische Organisation "Schandwache" hat am 6. Oktober 2020 an einer sogenannten "Mahnwache der Schande" in Wien teilgenommen, um zu verhindern, dass die Stadtbehörden die jüngsten Graffiti an der Statue Karl Luegers entfernen.JOE KLAMAR/AFP via Getty Images

Die 2016 vom damaligen Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) angebrachte Zusatztafel, deren Text von der Kulturkommission Innere Stadt gemeinsam mit dem Historiker Oliver Rathkolb verfasst wurde, bezeichnete sie als “Kniefall”.

Empörung über Eigenmächtigkeiten und Geschichtsklitterung

Berners Landtagskollegin Caroline Hungerländer (ÖVP) sieht darin ein fatales Signal: “Diese Ansichten können nur als ‘absurd’ bezeichnet werden. Die Wiener Grünen beweisen damit ihr radikales und gefährlich verkürzendes Geschichtsverständnis.”

Ähnlich äußerte sich bereits im November der Kultursprecher der Wiener FPÖ, Stefan Berger: “Unabhängig von der Person des ehemaligen Bürgermeisters und dessen inakzeptabler antisemitischer Einstellung, ist es nicht hinnehmbar, dass Denkmäler von linksradikalen Randalierern zerstört werden, ohne dass das für diese Gruppe Konsequenzen hat.”

Karl Lueger bei seinem Amtsantritt als Bürgermeister von Wien im Jahr 1890.Culture Club/Getty Images

Karl Lueger (1844-1910) war von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister. Er setzte maßgebliche und bis heute prägende Impulse für die Entwicklung Wiens zur modernen Großstadt und genoss eine große Popularität. Wegen seines Antisemitismus ist er andererseits bis heute umstritten.

Was soll mit dem Lueger-Denkmal geschehen?