Offiziell nimmt Peking die Klimaziele ernst. Bis 2060 will das Reich der Mitte CO2-neutral werden. Doch dem Weg der EU dorthin will es nicht folgen. Im Gegenteil: Der weltgrößte CO2-Emittent wird weiterhin fossile Brennstoffe verbrennen. Mehr noch: Für China ist Energiesicherheit nun noch wichtiger. Daher will die Volksrepublik wieder neue Kohle-, Öl- und Gasvorkommen erschließen.

Anders in Europa: Hier sind Energieunternehmen die Hände gebunden. Sie dürfen in die Erkundung solcher Vorkommen nicht mehr investieren.

Die selbstverschuldete Energiekrise

Die Folgen sind weitreichend, denn nun gerät Europa noch mehr ins Hintertreffen. Während sich China bedeutender Energievorräte bemächtigt, tut Europa hier nichts mehr.

Europas Energiepolitik ist in Frage gestellt

Gleichzeitig stellt Chinas Entscheidung Europas grüne Energiepolitik noch mehr in Frage, denn es ist schleierhaft, wie der Kontinent die weltweiten Klimaziele erreichen will, wenn ausgerechnet der größte Erzeuger von CO2 nicht mitmacht. 31 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen werden von China verursacht, für gerade einmal 14,36 Prozent ist Europa verantwortlich.

Im Jahr 1900 wurden mehr als 90 Prozent der Emissionen in Europa und den USA erzeugt, im Jahr 1950 waren es immer noch mehr als 85 Prozent. Heute entfallen auf die USA und Europa nur noch knapp ein Drittel der Emissionen.

Die Reden von Machthaber Xi Jinping beim einwöchigen Parteikongress ließ keinen Zweifel: Das Land wird nicht aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, solange nicht sicher ist, dass sie von sauberer Energie zuverlässig ersetzt werden.

Kohle feiert ein Comeback

Chinas Weichenstellung hin zu mehr Kohle hatte sich bereits im Vorjahr abgezeichnet. 2021 musste sich China mit weitreichenden Stromausfällen in Fabriken herumschlagen, die das Wirtschaftswachstum bremsten. Schuld war die Verknappung der Kohle. Seither liegt Chinas Fokus wieder ganz auf diesem fossilen Brennstoff.

Die Produktion ist heuer in China bereits auf ein Rekordniveau gestiegen, doch der Höhepunkt dürfte noch bevorstehen, wie Beobachter prognostizieren. Zurzeit baut die Volksrepublik weiterhin neue Kohle- und Kernkraftwerke. Kohle feiert somit trotz des Klimapakts von Glasgow ein Comeback. Der große Kohleausstieg, der auf der UN-Klimakonferenz im vergangenen Jahr vereinbart worden war, rückt in weite Ferne.

"Weltpolitische Gewichte verschieben sich nach Osten"

China setzt wieder ganz auf Energiesicherheit. Es geht um verfügbare und günstige Energie – etwas, das Europa gerade mehr denn je fehlt. Damit noch nicht genug: Peking will auch neue Öl- und Gasvorkommen erschließen und die Reserven und die Produktion erhöhen. Das hält ein Arbeitsbericht des Kongresses fest.

Das ist “eine für den Westen dramatische Entwicklung”, kommentiert “Tichys Einblick”. “Während europäische Energiekonzerne nicht mehr in Exploration und Förderung neuer Öl-, Kohle- und Gasvorkommen aufgrund grün geprägter Taxonomie-Regeln investieren dürfen, bemächtigt sich China bedeutender Energievorräte. So verschieben sich die weltpolitische Gewichte nach Osten. Denn über Aufstieg und Fall von Ländern entscheidet wesentlich immer noch die Energiefrage.”

Ab sofort berichtet der eXXpress regelmäßig über die Energiekrise, in die sich der Westen durch seine eigene Politik gestürzt hat.