Der Kanzler startete – wohl auch aufgrund des Erlebten bei der Landtagswahl in Niederösterreich – eine Versöhnungsoffensive: In der ÖVP-Spitze hat man sich offenbar daran erinnert, dass auch die Kritiker der manchmal aberwitzigen Corona-Maßnahmen und des Zwangs durch ein Impfpflicht-Gesetz weiterhin ein Wahlrecht haben.

Sein Koalitionspartner sieht das offenbar anders. So meinte nun Gesundheitsminister Johannes Rauch in einem Interview mit der Presse: “Ich sehe, dass drei Jahre Pandemie Spuren hinterlassen haben. Verstärkt durch die nachfolgenden Krisen, den Krieg in der Ukraine, die Teuerung, die Energiekrise. Das hat eine Gemengelage ergeben, die zu Verwerfungen in der Gesellschaft geführt hat. Ich sehe auch nicht die Notwendigkeit, mich mit Menschen zu versöhnen, die die Wissenschaft in Frage stellen oder Tatsachen leugnen. Ins Gespräch zu kommen kann aber Verständnis schaffen.”

Wäre für einen Versöhnungsprozess gegen die fortgesetzte Spaltung der österreichischen Bevölkerung: Karl Nehammer (ÖVP)

Keine Einigkeit in der Regierungskoalition

Mit dieser Meinung bestärkt Johannes Rauch vermutlich all jene Kritiker, die vom Versöhnungskurs der Bundesregierung ohnehin nicht viel gehalten haben: Viele frühere Maßnahmen-Kritiker und Gegner des Impfpflichtgesetzes haben bekanntlich in Kommentaren im eXXpress-Leserforum an der Ernsthaftigkeit dieses Versöhnungsversuchs gezweifelt.

Rauch gibt mit seinem Nein zu einem Versöhnungs-Prozess jetzt der schwarz-grünen Koalition ein weiteres Streit-Thema: Mit den aktuellen Aussagen des grünen Gesundheitsministers wird es für Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) noch schwieriger, neue Brücken zu all den Menschen zu bauen, die in der Zeit der Pandemie vom Handeln der Bundesregierung enttäuscht worden sind.

Sind Sie dafür, dass ein Versöhnungsprozess und eine Aufarbeitung der Corona-Entscheidungen gestartet wird?