Ein Video von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geht zurzeit viral. Es stammt von einem Pressegespräch im brandenburgischen Schloss Meseberg in Gransee. Deutschland sei im Moment nicht abhängig von russischen Gaslieferungen, unterstrich Habeck dort. Anschließend wurden seine Ausführungen skurril.

Habeck meint: „russische Molekül-Bestandteile“ ließen sich leicht ersetzen.

Völlig „russland-frei“ dürfte das Gas denn doch nicht sein, wie der Vizekanzler dann einräumte: „Es mag sein, dass über die LNG-Terminals der Nachbarstaaten, über die ja Gasmengen kommen, russische Moleküle in dem Gas-Mix sind. Das ist weder zu kontrollieren noch auszuschließen. Die deutschen Unternehmen kaufen aber kein LNG-Gas (Flüssigerdgas) bei russischen Unternehmen oder in Russland ein. Insofern wäre es ein leicht zu ersetzender Molekül-Bestandteil des Gases.“

Import russischen LNG-Gases stark gestiegen

Moleküle sind wie Atome elementare Bausteine der Chemie. Sie sind ununterscheidbar, ohne Identität und ohne Nationalität. Russische Moleküle gibt es genauso wenig wie deutsche. Insofern kann man tatsächlich hier nichts „kontrollieren“ oder „ausschließen“. Vermutlich dürfte der deutsche Wirtschaftsminister kleine Mengen russischen Gases gemeint haben, sich dabei aber mehr als ungeschickt ausgedrückt haben. Der Spott auf Twitter ist enorm.

Brisant: Die EU-Nachbarländer, von denen Deutschland unter anderem Gas bezieht, haben die Einkäufe russischen LNGs gegenüber dem Jahr 2021 um 21 Prozent erhöht. In Summe kaufte die EU 2022 also mehr russisches LNG-Gas als zuvor.

Finanzminister Christian Lindner (FDP), Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck bei der gemeinsamen Pressekonferenz in Schloss MesebergAPA/AFP/Odd ANDERSEN

Für die naturwissenschaftlich Interessierten: Letztlich ist die Rede von „russischen Molekülen“ ähnlich absurd, wie das Warnen vor „Atomstrom“: Strom ist Strom, woraus auch immer er gewonnen wurde. Auch zwischen Strom, der durch Wasserkraftwerke entsteht, und solchem, der mit Kohlekraftwerken hergestellt wird, kann sinnvollerweise nicht unterschieden werden. Das hält freilich speziell Grüne-Politiker nicht davon, vor Atomstrom ebenso gerne zu warnen, wie vor russischen Molekülen.