Da musste man schon genau hinhören, aber die Botschaft war eindeutig: In ihrem rund dreiminütigen Vorstellungsvideo für den Posten des ORF-Chefs versteckte Channel-Managerin Lisa Totzauer einen kleinen Seitenhieb gegen ihren internen Konkurrenten, Amtsinhaber Alexander Wrabetz. In Minute 2:57 sagt sie ausdrücklich: “Bis zum 10. August werden sich verschiedene Personen mit unterschiedlichen Konzepten für den Job der Generaldirektorin bewerben.” Wie bitte? GeneraldirektorIN? Was für eine selbstbewusste Kampfansage in Richtung Generaldirektor Alexander Wrabetz!

Ihr Video kam bei den Österreichern gut an. Im Netz wurde Totzauer dafür viel gelobt, wie erste Reaktionen auf ihre Kandidatur zeigen.

Die ORF-Managerin wurde zuletzt als bürgerliche Alternative zum SPÖ-nahen Wrabetz gehandelt. Die Magistra der Vergleichenden Literaturwissenschaft begann ihre ORF-Karriere 1997 im Aktuellen Dienst des Landesstudios Niederösterreich. Ab 1999 war sie Mitglied der “Zeit im Bild”-Redaktion, zunächst als Redakteurin und Reporterin, später als ZiB-Sendungsverantwortliche. 2010 galt sie als aussichtsreiche Bewerberin für die Leitung der TV-Magazine.

2013 wurde sie auf Vorschlag von Programmdirektorin Kathrin Zechner von Wrabetz zur Infochefin von ORF 1 bestellt. Fünf Jahre später gelangte sie in ihre derzeitige Funktion als Channelmanager von ORF 1 – abermals war Wrabetz für ihre Bestellung verantwortlich, wobei die Gerüchtebörse damals zu wissen meinte, dass es sich um eine politisch mit den Regierungsparteien ÖVP und FPÖ akkordierte Bestellung gehandelt habe. Alle Beteiligten dementierten dies aber.

Die Bewerbungsfrist für den ORF-Generaldirektorenposten endet mit 28. Juli. Eine Möglichkeit für Nachbewerbungen ist bis 3. August eingeräumt. Um zum nicht-öffentlichen Hearing am 10. August und damit dem Tag der Wahl eingeladen zu werden, müssen Bewerber mindestens von einem Stiftungsrat des 35-köpfigen obersten ORF-Gremiums nominiert werden. Diese haben dafür bis 6. August Zeit. Als weiterer potenzieller Kandidat wird Roland Weißmann, ORF-Vizefinanzdirektor und "Chefproducer Fernsehen", gehandelt. Er soll laut Medienberichten zuletzt an einem Treffen des türkisen "Freundeskreises" teilgenommen haben und gilt deshalb als möglicher Wunschkandidat der Bundeskanzlerpartei. Der bürgerliche "Freundeskreis" kommt gemeinsam mit türkis-nahen Unabhängigen auf eine Mehrheit im Stiftungsrat und könnte somit den künftigen ORF-Chef oder auch die künftige ORF-Chefin im Alleingang bestimmen.

Ich bin…