Haitis Präsident Jovenel Moise ist in seinem Haus von einem Killer-Kommando ermordet worden. Das gab die Regierung nun bekannt. Eine Gruppe bisher unbekannter Angreifer habe in der Nacht die Privatresidenz des Präsidenten überfallen und den 53-Jährigen erschossen, sagte Interims-Ministerpräsident Claude Joseph am Mittwoch. Die Täter sollen Ausländer gewesen sein, die Englisch und Spanisch gesprochen haben.

Nach Angaben des scheidenden Regierungschefs Joseph soll auch Moises Frau von Schüssen getroffen worden sein. Sie befinde schwer verletzt im Krankenhaus. Joseph verurteilte den Anschlag als einen “hässlichen, unmenschlichen und barbarischen Akt”.

Moïse regierte nur mehr per Dekret, ohne Parlament

Moïse hatte erst gestern, Dienstag, einen neuen Regierungschef ernannt. Dieser sollte eine Regierung bilden, die Gewalt im Land beenden und den reibungslosen Ablauf der bevorstehenden Wahlen sicherstellen. Am 26. September sind in dem Karibikstaat Präsidenten- und Parlamentswahlen sowie ein Verfassungsreferendum geplant.

Das Parlament sollte ursprünglich 2019 gewählt werden. Die Abstimmung fiel aber wegen heftiger Proteste gegen Moïse aus. Seit Beginn der neuen Legislaturperiode im Jänner 2020 gibt es kein Parlament mehr. Moïse regierte Haiti seither per Dekret. Kritiker warfen ihm Korruption und Verbindungen zu gewalttätigen Banden vor.

Haiti ist das ärmste Land auf dem amerikanischen Kontinent. Es leidet vor allem unter Entführungen und Lösegeldforderungen krimineller Banden. 2010 erschütterte darüber hinaus ein Erdbeben die Westhälfte der Karibikinsel Hispaniola. Mehr als 200.000 Menschen starben dabei, mindestens 300.000 wurden verletzt. Das gesamte öffentliche Leben brach zusammen, 1,3 Millionen Haitianer wurden obdachlos.