“Nicht ohne ihr Billy-Regal” wollen wohl manche Russen dem neuen Zeitalter der Massen-Sanktionen, die nun nach und nach über die russische Föderation rollen, begegnen. Wladimir Putins Krieg lässt nicht nur die Ukrainer, sondern auch seine Landsleute die Auswirkungen seiner Machtfantasien spüren. Denn während der Westen den Blutzoll, den die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine fordern, durch ein eigenes Eingreifen nicht noch vergrößern will, bäumen sich immer mehr Unternehmen mit wirtschaftlichen Sanktionen gegen russischen Präsidenten auf. Die wirtschaftlichen Sanktionen der EU und der USA werden durch Initiativen von Firmen wie Apple, Amazon, BMW, Coca-Cola, Visa und Co. um ein Vielfaches multipliziert und Putin sowie mit ihm Russland immer mehr isoliert. Nicht körperlich, aber wirtschaftlich weh tun soll der Ukraine-Krieg dem Kreml-Chef, während ihm (fast) die ganze Welt den Rücken kehrt.

Täglich schließen sich mehr Firmen dem Massen-Boykott an, die Liste der großen und kleinen Unternehmen wird immer länger und länger – ganz so wie die Schlangen an Menschen, die sich in Russland am Donnerstag in unzähligen Ikea-Filialen in ganz Russland bildeten. Der schwedische Möbelriese ist nämlich eines der Unternehmen, die besonders ernst machen und all ihre Filialen in Russland mit einem Schlag schließen. So kam es, dass Ikea Russland am Tag vor dem kollektiven Boykott-Lockdown einen dermaßen heftigen Ansturm erlebte, wie die Supermärkte vor dem ersten Corona-Lockdown im März 2020.

Menschen drängelten sich durch die Möbelhäuser, um noch schnell ein Möbelstück, eine Pflanze, einen Serviettenhalter, einen Kochlöffel oder einen riesigen Stoffhai zu ergattern, bevor es zu spät ist – und Ikea auf unbestimmte Zeit seine Tore vor den russischen Shoppern verschließt. Handyvideos von Menschen, die es live miterlebten, zeigen den unwirklichen Andrang in den Lager- und Kassenhallen, und Schlangen von mehr als hundert Menschen an den Kassen.

Nur, dass niemand ungeduldig drängelte oder aufbegehrte oder unter der Hand “Das ist ja wie im Krieg” gemurmelt hätte – denn allen ist nur allzu bewusst, dass genau das der Realität entspricht. Einer Realität, die die Mehrheit der Russen genauso wenig herbeigewünscht hat, wie die Ukrainer.