Ab Oktober müssen Supermärkte quartalsmäßig beim Umweltministerium angeben, wie viele Lebensmittel sie spenden oder bei Sozialeinrichtungen wegwerfen. Das ist Folge der am Dienstag beschlossenen Novelle, die Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) als Anreiz zum Spenden versteht. Das Gesetz soll die Lebensmittelverschwendung minimieren.

Was sich nach einem noblen Vorhaben anhört, entpuppt sich allerdings als PR-Gag: Nur 5 Prozent der Nahrungsmittelabfälle stammen aus dem Handel, unterstreicht Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Den mit Abstand größten Anteil, nämlich knapp die Hälfte des Mülls, nehmen Lebensmittelabfälle im Rest- und Biomüll aus privaten Haushalten ein. Etwa ein Drittel stammt aus der Landwirtschaft und die restlichen 12 Prozent aus der Gastronomie

Laut Handelsverband müsse die Lebensmittelverschwendung also dort bekämpft werden, wo sie tatsächlich passiert – durch eine Reduktion der saisonalen Überproduktion, beider Gastronomie und in den Haushalten. Stattdessen belastet das Umweltministerium hunderte österreichische Nahversorger mit einem zusätzlichen Verwaltungsaufwand. 

Händler spenden ihre Lebensmittel schon seit Jahren freiwillig

Lebensmittelhändler haben kein Interesse an Verschwendung

Für die großen Lebensmitteleinzelhändler spiet die Meldepflicht kaum eine Rolle. Sie melden ohnehin seit Jahren freiwillig diese Zahlen. Darüber hinaus habe man sich im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele zur Halbierung der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Haushalt und Handel verpflichtet. In Zuge dessen unterstützt der Handel seit Jahren freiwillig Initiativen wie „Lebensmittel sind kostbar“, um der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken und ihre Weitergabe an Sozialorganisationen zu fördern. Dabei werden jährlich 12.250 Tonnen an Lebensmitteln gespendet.

Die Branche hat kein Interesse am Verschwenden von Lebensmitteln, unterstreicht Rainer Will. Es sei gelebte Praxis, keine genusstauglichen Lebensmittel zu entsorgen, sondern zu spenden. Lebensmittel werden nur dann entsorgt, wenn sie nicht mehr für den Verzehr geeignet sind und auch nicht mehr zu Futtermitteln verarbeitet werden können. Bei Spenden und Futtermittel-Herstellung durch nicht mehr verkäufliche Lebensmittel sei Österreich im internationalen Vergleich Vorreiter. 

Leere Versprechungen

Die finanzielle Stärkung von Sozialeinrichtungen ist ebenfalls ein großes Anliegen. Die Bundesregierung versprach ihnen beim Lebensmittelgipfel finanzielle Sofort-Unterstützung in einer Höhe von 10 Millionen Euro. Diese sind jedoch weiterhin ausstehend. Mit öffentlichen Mitteln könne man die Infrastruktur weiter verbessern, aktuell passiert das in erster Linie durch private Spender. Die drei größten Lebensmitteleinzelhändler spenden jährlich Waren in dreistelliger Millionenhöhe. Doch fehlende Ressourcen verunmöglichen es den Sozialeinrichtungen teilweise, die Waren überhaupt abzuholen.