Was hat es mit dem mysteriösen “Havanna Syndrom” auf sich und woher kommt es? In den jüngsten Jahren hört man immer wieder Berichte über eine mysteriöse Krankheit, die urplötzlich auftritt und ausschließlich in den unterschiedlichsten Ländern der Welt stationierte Botschaftsbedienstete aus den USA heimzusuchen scheint. Nun sind erneut Fälle aufgetaucht, und zwar in Berlin. Die USA untersuchen gerade die Umstände, die zu den gesundheitlichen Beschwerden von Botschaftsmitarbeitern in der deutschen Hauptstadt geführt haben könnten. Wie das “Wall Street Journal” und “Der Spiegel” berichten, sollen mindestens zwei Diplomaten sich mit klassischen Symptomen des “Havanna-Syndroms” in ärztliche Behandlung begeben haben: Sie klagen über Schwindel, Übelkeit, starke Kopfschmerzen sowie Hörverlust – einige seien arbeitsunfähig.

"Havanna-Syndrom" grassiert seit 2016 in Botschaften

Besonders auffällig ist dabei, dass dies längst nicht das erste Mal ist, dass im Ausland stationierte Diplomaten, Beamte und Geheimdienstmitarbeiter der USA über diese Beschwerden klagen. Namensgebend für die rätselhaften Beschwerden war der allererste dokumentierte Fall, als Angestellte der US-Botschaft in der kubanischen Hauptstadt erstmals im Jahr 2016 über entsprechende Symptome klagten. Danach tauchte das “Havanna-Syndrom” auch in China und Russland auf, vor kurzem kam es auch in Österreich zu den ersten “Havanna”-Fällen. Der jüngste Fall in Deutschland bezeichnet nun das allererste Mal, in dem direkt ein Nato-Mitgliedstaat betroffen ist, in dem US-Truppen stationiert sind.

"Havanna-Syndrom" grassiert seit 2016 in Botschaften

Für einen Zufall häufen sich die Berichte mittlerweile zu sehr und zu konzentriert. Wie der “Spiegel” berichtet, sind”auffallend viele Geheimdienstler, die sich mit der Abwehr russischer Spionageaktivitäten befassten” von der Krankheit betroffen. In US-Regierungskreisen wird einen Angriff des russischen Geheimdienstes für die wahrscheinlichste Theorie gehalten.

Gemeinsamen Recherchen des “Spiegel” und der schwedischen Plattform “Bellingcat” nach zufolge soll Moskau bereits seit einiger Zeit an einer Methode arbeiten, die es ermöglicht, aus der Ferne gefährliche Wellen über das Handy einer Zielperson zu senden. Es könne sich dabei um Schallwellen, Radiowellen oder Mikrowellen handeln, das Programm sei streng geheim, so die brisanten Rechercheergebnisse.

Russland sieht sich als "Opfer einer Propagandamaschine"

Anfang August hatte die US-Geheimdienstkoordinatiorin Avril Haines noch einräumen müssen, dass die Ursache des “Havanna-Syndroms” noch immer nicht gefunden sei. Angeblich wurde sogar eine eigene CIA-Taskforce gegründet, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Russland wehrt sich gegen diese Anschuldigungen und sieht sich als Opfer. Die Berichte seien “falsche Geschichten” einer “russophoben Propagandamaschine”, sagte Alexander Bikantov, stellvertretender Direktor der Presseabteilung des russischen Außenministeriums nach dem Bekanntwerden der Vorfälle in Österreich. Eine Reaktion, die von de russischen Botschaft in Berlin auf Nachfrage des “Wall Street Journal” nun wiederholt wurde.