“Die wollten mich nicht nur als Parteichef abschießen, nein: Die wollten mein Ende. Mein finanzielles, mein wirtschaftliches Aus. Zum Glück hält meine Frau zu mir. Und einige gute Freunde unterstützen mich auch”, weiß jetzt Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wesentlich besser als noch vor einigen Monaten, wie manche Vorfälle zusammenhängen. Der FPÖ-Chef hat dazu eine klare Meinung: “Eine kleine Wiener Gruppe mit einem extrem starken Finanzier und Mastermind wollte mich schon seit dem Jahr 2015 mit irgendwelchen Konstruktionen und falschen Beweismitteln politisch ruinieren. Mit Wahlen, mit Argumenten, mit legalen Mitteln ist ihnen das ja nicht gelungen.”

"Zielperson": Doch Strache taucht nicht auf

Mit den nun bekannten Fakten und mit den Recherche-Ergebnissen des eXXpress und der eu-infothek.com hat Strache ein deutlich größeres Wissen über gleich drei Versuche eines “politischen Auftragsmords”:

Versuch 1 könnte bereits 12. November 2016 in der neu eröffneten Bar “Art Club” in der Wiener Innenstadt geplant gewesen sein: Laut den vertraulichen Einvernahme-Protokollen der “Soko Tape” des Bundeskriminalamts hätten damals drei junge Frauen “auf eine Zielperson” gewartet. Im Lokal bereits anwesend: Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus und dessen Gattin. das Bundeskriminalamt hat dazu hochinteressante Fotos im Ermittlungsakt, wer mit Gudenus für die Kameras eng posiert hat. Es sind im Fall keine unbekannte Zeuginnen. Falls eine Sex- oder Drogen-Falle mit versteckten Mini-Kameras vorbereitet worden wäre, hatte die Strache-Jagdpartie an diesem Abend Pech: Der FPÖ-Chef kam nicht zum Event.

Zweiter Versuch mit mehr Aufwand und mehr Geld

Versuch 2 folgte am 24. Juli 2017: Doch dieses Mal war die Vorbereitung wesentlich besser – und viel teurer: Kennenlern-Dinner mit Johann Gudenus in Wiener Luxushotels, dann eine angeheuerte “Oligarchin”, eine mit einer möglicherweise hohen Provision angelockte Immobilien-Expertin, eine verwanzte und mit zahlreichen versteckten Kameras präparierte Finca auf Ibiza. Heinz-Christian Strache kam tatsächlich zu dem Abendessen und blieb siebeneinhalb Stunden, der erste Teil des Plans ist gelungen, das Video mit Straches Sprüchen und seinem unvorteilhaften Outfit sollte die Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 entscheidend beeinflussen. Doch irgendwas hinderte die Bande dann daran, diesen Trumpf für alle FPÖ-Hasser schon 2017 auszuspielen.

War es die Verhaftung des bekannten Dirty-Campaigning-Managers Tal Silberstein am 13. August 2017? Ein Detail dazu: Exakt zwei Jahre später führte die WKStA am 13. August 2019 die Hausdurchsuchung bei HC Strache in Klosterneuburg durch und beschlagnahmte sein Mobiltelefon …

Im Mai 2019 kam dann mit einem medialen Tsunami einige Minuten des Ibiza-Videos doch noch an die Öffentlichkeit. Die Folgen sind bekannt, Strache war politisch angeschossen.

Versuch Nummer 3 in der Krisen-Phase der Ibiza-Clique

Versuch 3, Strache politisch zu erledigen, flog im Jänner 2018 auf, also in einer Phase, in der das Ibiza-Video nicht verkäuflich war und diejenigen, die als sichere Abnehmer gegolten haben, (vielleicht wegen der Silberstein-Bombe?) nichts mehr davon wissen wollten. Dazu schrieb der Ibiza-Haupttatverdächtige Julian Hessenthaler per SMS bereits am 17. November 2017: “Ich will sterben. Diese roten Idioten kommen bezüglich Geld nicht weiter. Schaut nicht sehr gut aus.”

Die Ibiza-Clique kam somit Ende 2018/Anfang 2018 in Zugzwang: Viel, sehr viel Geld für das Finca-Projekt verwendet – aber noch immer kein “gutes” Ergebnis war verwendbar, um Strache aus der Politik zu schießen. Der war vielmehr jetzt sogar Vizekanzler und ist Anfang Jänner in das Palais Dietrichstein neben dem Bundeskanzleramt eingezogen.

Krise: Was Hessenthaler im November 2017 per SMS schrieb

Abhöraktion wurde verspottet, der Einbruch ignoriert

“Der dritte Versuch, mit abgehörten Wortfetzen mir schaden zu wollen, fand mit Sicherheit in diesem neuen Büro im Palais statt”, meint Strache jetzt, drei Jahre später.

Als Experten des Heeresabwehramtes bei einer Routinekontrolle des neuen Büros des Vizekanzlers frische Sägespäne und neue Kabel an einer versteckten Lautsprecheranlage fanden, deren Übertragungskabel ins Freie gingen, schlugen sie Alarm.

Die Entdeckung des Abhörmechanismus wurde dann lächerlich gemacht – “Straches Wanze” war in manchen Medien dann eine “Parlaments-Lautsprecherleitung”, das Gutachten des Heeresabwehramts hat dann nur noch wenige Österreicher interessiert.

Interessant: Besonders laut spotteten jene, die auch am lautesten die Veröffentlichung der Schnipsel des Ibiza-Videos bejubelt haben. Und: Kurz nach Auffindung des Abhörmechanismus ist es am 24. Jänner zu einem seltsamen Einbruch im Palais Dietrichstein gekommen. Wollte jemand nachprüfen, warum die Anlage nicht mehr funktioniert hat?

Neue Kabel, frische Sägespäne: Trotzdem wurde die Abhöranlage im Vizekanzler-Büro von einigen Medien als "alte Parlamentsleitung" bezeichnet

Keine Überwachungskamera filmte verfolgten Einbrecher

“Die Abhöraktion im Palais Dietrichstein sollte der Todesstoß für mich werden. Die Tätergruppe hoffte, dass sie nach dem eigentlichen Flop auf Ibiza irgendetwas strafrechtlich Relevantes von mir in meinem Büro aufnehmen können”, misst jetzt Strache diesem Vorfall wesentlich mehr Bedeutung zu als er es bisher getan hat.

Der Ex-Vizekanzler könnte damit richtig liegen, dass eine Tätergruppe, die immer wieder Abhörtechnik und Minis-Kameras einsetzt, auch für diese Aktion verantwortlich gewesen sein könnte. Übrigens: Obwohl Kameras den Zugang zum Palais Dietrichstein ständig überwachen sollten, war der Einbrecher, dem sogar zwei Sekretärinnen nachgelaufen sind, auf keinem Bild zu sehen.

Diese Woche präsentiert Heinz-Christian Strache sein neues Buch: “Das Ibiza-Attentat – was wirklich geschah und warum ich weiter für euch kämpfe.”

Jetzt am Markt: Straches neues Buch "Das Ibiza-Attentat"