Angst, Einsamkeit, fehlende körperliche Nähe, gesundheitliche und finanzielle Sorgen, Verunsicherung: Die Corona-Pandemie hat viel mehr Symptome, als jene wie Husten oder Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Die Menschen brauchen die Nähe von Menschen, brauchen einander – wie sehr, das zeigt nun die am Donnerstag im Rahmen der “World Press Photo Awards 2021” zum weltbesten Pressefoto des Jahres gekürte Aufnahme “Die Umarmung”.

In seinem Foto vom vergangenen August hat der dänische Fotograf Mads Nissen den Moment eingefangen, als die 85-jährige Rosa Luzia Lunardi und die Krankenschwester Adriana Silva da Costa Souza in einem brasilianischen Pflegeheim in São Paulo nach Corona-bedingten fünf Monaten ohne physischen Kontakt erstmals wieder einen andren Menschen in die Arme schließen konnten. Auch durch den sogenannten “Hug curtain”, der vor einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus schützt, wirkt die erste Umarmung wie eine Befreiung und setzt ein berührendes Zeichen für Empathie und Zusammenhalt unter widrigsten Umständen.

"Die Umarmung" ist im von der Pandemie schwer betroffenen Brasilien nur durch einen "hug curtain" möglichMads Nissen

"Die Umarmung steht stellvertretend für Hoffnung in Zeiten der Pandemie"

In der Begründung für ihre Entscheidung für Nissens emotionale Momentaufnahme meint die Jury: “Dieses äußerst kraftvolle Bild zeigt uns, wie man Einsamkeit heilen kann”, und weiter: “Das ikonische Foto spiegle eine Vielfalt an Emotionen wider wie “Verwundbarkeit, Liebe, Verlust, Trennung, Untergang, aber eben auch Überleben” Die Fotografie stehe “stellvertretend für Hoffnung in Zeiten der Pandemie.”

Für Mads Nissen ist es nach einer Auszeichnung im Jahr 2015 bereits der zweite Sieg bei den World Press Photo Awards. Der hoch dekorierte Nissen arbeitet seit 2014 für die dänische Zeitung “Politiken” und ist ist zudem auch für renommierte Zeitschriften und Magazine wie “Newsweek”, “Der Spiegel”, “Stern”, “The Sunday Times” oder “Time” als freier Fotograf tätig.