Beginnen wir mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der sich im letzten Wahlkampf offensichtlich unter tatkräftiger Mithilfe von Experten der Rügenwalder Mühle aus Solidarität mit der MA 48 in ein catsuit-artiges Müllmann-Kostüm zwängen ließ, um so vor den Kameras der Medien zu posieren. Damit hat er die Löwingerbühnenreife auf Lebenszeit erworben.

Bäumchen pflanzen, statt klare Worte finden

Letzte Woche pflanzte er dann mit dem israelischen Botschafter ein Bäumchen. Zum Terrorüberfall der Hamas auf Israel hat er noch immer kein kritisches Wort verloren, verständlich, man will ja die Wählerschaft aus dem Milieu der Muslimbrüder nicht brüskieren. Aber das war noch nicht genug der opportunistischen Mimikry. Brav apportiert er auch die Kritik der konservativen Islamverbände an der Islamlandkarte und präsentiert ein „Integrationsprojekt“, das Integration auf religiösen Austausch reduziert. Dreißig Prozent der Wiener sind ohne religiöses Bekenntnis. Müssen die in eine Kirche eintreten oder zum Islam konvertieren, um in der gottesfürchtigen Stadt zukünftig Beachtung zu finden? Auch das ist Löwinger-Kultur, aber ohne lustig zu sein.

Brandstätters Duktus ist wenig wertschätzend

Zweiter Anwärter auf den Löwinger-Bühnen-Gedächtnispreis ist der ehemalige Herausgeber des Kuriers, Helmut Brandstätter. Er macht es, wie Gebi Meir, Klubobmann der Grünen im Tiroler Landtag, er beschimpft Kritiker oder Andersdenkende unflätig. Beide haben das Wort „Arschloch“ benutzt. Ein solcher Sprachgebrauch ist weder achtsam noch wertschätzend. Wenn Sprache tatsächlich Wirklichkeit schafft, wie die Freunde aus der poststrukturalistischen Linken glauben, dann möchte ich nicht in der Welt leben, an der die beiden da gerade bauen.

Linker Aktivist im ORF

Aber es „löwingert“ auch in öffentlichen-rechtlichen Medienräumen und dabei denke ich nicht an den weltberühmten Anchorman der ORF-Spätnachrichten, der in der Rolle des Scharfrichters der urbanen Bobo-Minderheit mehrmals wöchentlich Politiker der peinlichen Befragung unterzieht. Zu ihm fallen uns eher die Pradler Ritterspiele ein, wo am Höhepunkt eines jeden Gaudistückes ein Ritter enthauptet wird. Auf Wunsch des Publikums kann die Enthauptung mehrfach wiederholt werden.

Anstelle des Super-Stars des ORF soll über eine Nachwuchshoffnung des Staatsfunks gesprochen werden, den linken Aktivisten Michael Bonvalot. Wer ihn noch nicht kennt, er ist der Mann, der auf Twitter 2017 die G-7-Randale wohlwollend begleitet hat und beispielsweise die Plünderung und blindwütige Zerstörung eines Supermarktes mit den Worten „Rewe am Schulterblatt wurde von DemonstrantInnen geöffnet. Lebensmittel werden verteilt.“ kommentierte.

In Hamburg war damals ein aus ganz Europa zusammengekarrter autonomer Mob eingefallen, der wahllos Autos anzündete, öffentliche Infrastruktur zerstörte, ganze Straßenzüge „entglaste“ und die Polizei von Hausdächern aus mit schweren Pflastersteinen bewarf. Dieser Michael Bonvalot, der zuletzt im ORF ausführlich das Milieu der Corona-Leugner und Querdenker besprechen durfte, ist in der Zwischenzeit durch eine neue „journalistische“ Aktivität in Erscheinung getreten.

Verzerrte Wahrnehmung im Fall Pratassewitsch

Nach der staatsterroristischen Aktion des belarussischen Diktators Lukaschenko, im Zuge derer ein Flugzeug der Ryanair in Minsk zur Landung gezwungen wurde und der Regimekritiker Raman Pratassewitsch und dessen Freundin aus der Maschine gezerrt und in ein Foltergefängnis verschleppt wurden, veröffentlichte er nicht etwa eine Verurteilung dieses Verbrechens, sondern er zeigte auf seinem Twitter-Account empört Bilder des Entführten in der Uniform einer rechten Miliz der Ukraine.

Woher da der Wind weht, sieht man sogleich, wenn man die Ausgabe der „Jungen Welt“ vom 29./30. Mai zur Hand nimmt, einer linksradikalen deutschen Tageszeitung, für die Bonvalot als Autor tätig ist. Dort wird unter dem Aufmacher „Die Amis und der Neonazi“ über eine amerikanische Verschwörung gegen Belarus berichtet, deren Ziel es ist, durch die Förderung der belarussischen Nationalisten Lukaschenko aus dem Amt zu drängen.

Die Verunglimpfung des Terror-Opfers ist fehl am Platz

Was lernen wir daraus? Wenn ein blutrünstiger Diktator ein Flugzeug entführt, einen Oppositionellen aus der Maschine zerren lässt und samt seiner Freundin in ein Foltergefängnis wirft, nehmen Herr Bonvalot und das unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes stehende linksradikale Medium „Junge Welt“ selbiges zum Anlass, das Terror-Opfer zu verunglimpfen und die belarussische Opposition als Handlanger des US-Imperialismus zu entlarven.

Das alles ist weder lustig noch mit der Löwinger Bühne kompatibel. Hoffentlich in Zukunft auch nicht mit Auftritten in Nachrichtenstudios des ORF.

Der Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier untersucht seit mehr als zwei Jahrzehnten die Lebenswelt der Jugend und ihr Freizeitverhalten. Er kennt die Trends, vom Ende der Ich-AG bis zum neuen Hedonismus und Körperkult, bis zu Zukunftsängsten im Schatten von Digitalisierung und Lockdown. Heinzlmaier ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.