Kein normaler Mensch fährt freiwillig ins Wiener AKH. Dafür ist die Bettenburg mit ihrem 70er-Jahre-Linoleum-Charme und dem gestressten Personal einfach zu unwirtlich. Die Fahrt mit der U6 bis Michelbeuern nimmt eigentlich nur in Kauf, wer selbst erkrankt ist oder einen Patienten durch einen Besuch aufmuntern möchte. Doch gerade Letzteres bleibt eingeschränkt. In allen Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds bestehen Regelungen weiterhin, die während Corona beschlossen wurden, aber mit Ende der Pandemie ausgedient haben sollten.

Patientenanwalt fordert Rückkehr zur Normalität

Nur drei Besuche pro Tag sind demnach erlaubt. Und das nicht etwa gleichzeitig, sondern schön der Reihe nach. Selbstverständlich auch nicht den ganzen Tag über, sondern ausschließlich am Nachmittag. Kontrolliert wird der Regulierungswahn nach wie vor im Eingangsbereich der Spitäler.

In einer neuen Richtlinie wird dies damit begründet, dass die eingeschränkte Besucherzahl während der Pandemie “deutlich zum Genesungsprozess beigetragen” habe. Eine Argumentation, die dem Wiener Patientenanwalt Gerhard Jelinek nicht recht einleuchten will. “Besuch zu bekommen, ist natürlich für den Heilungsprozess sehr, sehr positiv”, sagte er dem Ö1-Morgenjournal. Er habe zwar ein gewisses Verständnis für Einschränkungen, diese müssten aber menschlich ausgelegt werden und dürften nicht mehr lange gültig sein. Dann müsse man zur Normalität wie vor der Pandemie zurückkehren.

Offizielle Stadt-Info im Widerspruch zu Spitals-Regeln

Laut Stellungnahme des AKH, erfordere ein Spitalsbetrieb die Steuerung der Besucherströme. Um die Patientensicherheit und das Wohlbefinden der Patienten zu gewährleisten, gelte die umstrittene Richtlinie bis auf Widerruf.

Was im krassen Widerspruch zur CoV-Info-Seite der Stadt Wien steht: “In Pflegeheimen und Spitälern gibt es keine Besucherbeschränkung”, heißt es dort.