Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihre Inflationseinschätzung für das Jahr 2022 nach oben revidiert. Im Falle einer weiteren Verschärfung des Ukraine-Konflikts und deutlichen Gaslieferungsausfällen könnte die Inflation empfindlich ansteigen – auf bis zu neun Prozent.

Beschäftigungszahlen sind immerhin erfreulich

Nach diesem Szenario würde nicht nur die Inflation sprunghaft ansteigen, sondern auch das BIP-Wachstum 2022 fast vollständig verschwinden, erklärt OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Erfreulich seien hingegen die Beschäftigungszahlen. Diese liegen Holzmann zufolge über dem Vorkrisenniveau, die Arbeitslosigkeit darunter. Der Arbeitsmarkt sehe so gut aus wie schon lange nicht mehr.

Hinsichtlich der Geldpolitik auf dem Euro-Geldmarkt wird seitens der OeNB mit Entscheidungen über eine etwaige erste Leitzinserhöhung im Sommer 2022 gerechnet. Von der EZB kommen hierzu gemischte Signale.

Abweichende Anhaben über Beginn der Zinswende

Während Holzmann bei einer Veranstaltung der “Salzburger Nachrichten” mit einer Zinsanhebung im Juni rechnet, hat EZB-Direktorin Isabel Schnabel zuletzt von Juli gesprochen, wogegen sich jedoch indirekt ihr Kollege Fabio Panetta wandte. Chefvolkswirt Philip Lane wiederum erklärte, der gesamte Prozess der geldpolitische Normalisierung sei wichtiger als der eigentliche Zeitpunkt der Zinswende

Seit 2016 verharrt der Leitzins der EZB bei null Prozent. Mit Niedrigzinspolitik und Wertpapier-Ankaufprogrammen wollten die Notenbanker die Wirtschaft in Europa wieder in Schwung bringen. Angesichts der aktuell hohen Inflation steigt der Druck auf die Währungshüter, die Zinswende aber bald einzuleiten.