Auch möchte er mit der islamistischen Terrororganisation, die in Afghanistan einen Scharia-Staat errichten möchte, der sich streng nach der islamischen Gesetzgebung aus dem 7. Jahrhundert richtet, “in Gespräche treten”. Unter der Herrschaft der Taliban werden kleine Kinder verheiratet, Frauen dürfen ohne Bewilligung des Mannes nicht das Haus verlassen, für Diebstahl werden Hände oder Füße abgehackt. Auf Homosexualität steht die Todesstrafe durch Steinigung, genauso wie für Ehebruch – an dem laut Rechtsprechung meist die Frau schuld ist.

Frauen in Afghanistan dürfen in der Regel weder Bildung noch Freiheit genießen und werden in jungen Jahren verheiratet.PA/AFP/ANGELOS TZORTZINIS

Gysi will "Taliban Hilfe anbieten" und diese an Bedingungen knüpfen

„Warum können wir nicht auch gegenüber den Taliban Hilfen anbieten, auf die sie angewiesen sind, und diese Angebote an Bedingungen knüpfen?“, so Gysi gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Nachdem Großbritannien, die Sowjetunion und nun auch die Nato mit Kriegseinsätzen in Afghanistan gescheitert seien, „sollte endlich begriffen werden, dass es eine militärische Lösung nicht gibt“, so Gysi. Außerdem widersprach er SPD-Außenminister Heiko Maas, der im Fall einer Machtergreifung der Taliban „keinen Cent mehr nach Afghanistan“ schicken wolle. Er sehe das anders, „das träfe in erster Linie die Bevölkerung.“ Seiner Meinung nach wäre es besser, den Taliban Hilfsgelder zu schicken und diese „an bestimmte Bedingungen zu knüpfen.“

Der Umstand, dass die Taliban so schnell große Gebiete des Landes eingenommen haben, liegt nicht nur an der fehlenden Kampfeslust oder der Einschüchterung der afghanischen Polizisten und Militärs, deren Apparat durch Korruption und schlechte Entscheidungen der Regierung fast handlungsunfähig gemacht wurde. Auch sehen große Teile der Landbevölkerung die Taliban nicht zwingend als Feinde, in einigen Provinzen werden sie sogar jubelnd begrüßt. Auf dem Video ist zu sehen, wie sich afghanische Sicherheitskräfte kampflos den Taliban ergeben und ihnen ihre Ausrüstung überreichen. Sie grüßen sich dabei freundlich mit “Salam Alaikum.”