Im Falle einer Niederlage hat die jetzige SPÖ-Vorsitzende ihren vollständigen Rückzug aus der Politik angekündigt. Ob sie diesen Schritt nach diesem desaströsen Ergebnis dennoch setzten wird, ist ungewiss, denn die Abstimmung ist denkbar knapp zu Ende gegangen. Die drei SPÖ-Vorsitz-Kandidaten liegen defacto gleich auf. Die Sozialdemokratie präsentiert sich als in drei etwa gleich große Lager gespaltene Partei.

Die Unterstützung aus Wien reichte offensichtlich nicht aus. Im Bild: Rendi-Wagner (l.) und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig beim 1. Mai-Aufmarsch.APA/FLORIAN WIESER

Das Partei-Establishment konnte Rendi-Wagner nicht zum Sieg verhelfen

Rendi-Wagner hat auf eine innerparteiliche Wahlkampf-Tour verzichtet, was sich im Rückblick als verhängnisvoller Fehler erwiesen haben dürfte. Dafür setzte sie ganz auf den Rückhalt in der Wiener SPÖ, in der Gewerkschaft und bei den SPÖ-Frauen. Auch alle ehemaligen Partei-Vorsitzenden – mit der bemerkenswerten Ausnahme von Christian Kern – stellten sich hinter sie. Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und der ehemalige ORF-General Gerhard Zeiler taten das ebenso. Letzterer kündigte sogar an, die SPÖ erstmals nicht zu wählen, sollte der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil den Vorsitz übernehmen.

Ex-ORF-General Gerhard Zeiler wetterte mit deutlichen Worten gegen Doskozil und machte sich für Rendi-Wagner stark.Screenshot/PulsTV

All das nützte Rendi-Wagner nichts. Ihre Niederlage ist somit zugleich eine für das Partei-Establishment, das die Basis nicht mitziehen konnte. Fast 70 % der Mitglieder entschieden sich für einen von Rendi-Wagners Gegenkandidaten – eine schallende Ohrfeige für die SPÖ-Chefin und ihre prominenten Unterstützer.

Keine klare Linie, keine echten Überzeugungen erkennbar

Der Kredit Rendi-Wagners war offensichtlich verbraucht. Vor allem eine Frage ist bis heute nicht wirklich geklärt: Wofür steht die Parteivorsitzende eigentlich? Sie verkörperte die nebulose Mitte in der SPÖ, aus der man bis heute nicht so recht schlau wird. Die Überzeugungen der Parteichefin wirkten wie der unausgegorene Kompromiss zwischen den verschiedenen Parteiflügeln.

Rendi-Wagner konnte sich schließlich zu einer Mitgliederbefragung durchringen. Sie ahnte wohl, dass es ihr Ende sein könnte.APA/ROLAND SCHLAGER

Pamela Rendi-Wagner hat offensichtlich nach außen vertreten, was ihr von den eigenen Beratern zuvor nahegelegt worden ist. Dieses Eindrucks konnte man sich bei ihr nie ganz erwehren. Im Gegensatz zu ihren innerparteilichen Konkurrenten Babler und Doskozil konnte sie weder gut vermitteln, wofür sie eigentlich steht, noch dass ihre vorgetragenen Ansichten auch tatsächlich ihre ureigenste Überzeugung widerspiegeln. Weder vom burgenländischen Landeshauptmann, noch vom Traiskirchner Bürgermeister kann man das behaupten. Misserfolge bei Wahlen taten ihr übrigens, Rendi-Wagners Sessel ständig am Wackeln zu halten.

Die Vorarlberger Parteichefin und Rendi-Wagner-Vertraute Gabi Sprickler-Falschlunger hat bereits angekündigt, dass sich Rendi-Wagner aus der Politik zurückziehen wird.

Rendi-Wagners Dauer-Konkurrent hat die SPÖ-Chefin letztlich aller Voraussicht nach zu Fall gebracht: Hans Peter Doskozil (r.).

Doskozil – Rendi-Wagners Dauer-Rivale

Überschattet war Rendi-Wagners Zeit als Parteivorsitzende von Dauerquerelen mit dem burgenländischen Landeshauptmann. In regelmäßigen Abständen polterte Hans Peter Doskozil gegen die SPÖ-Chefin. Viele sahen das als Hinweis, dass Doskozil schon früher die Parteiführung ergattern wollte.

Gleichzeitig schaffte er es, Schlagzeilen für das Land zu ergattern, ob Anstellung pflegender Angehöriger, Energieautarkie, Mindestlohn, höchste Ärztegehälter. Dieses Programm will er nun ganz Österreich überstülpen. Das Wien-Bashing ist in der SPÖ zurzeit durchaus en vogue. Doskozil verkörpterte es wir kein Zweiter.

Damit wurde er zu Pamela Rendi-Wagners Intimfeind und letztlich womöglich Sargnagel.