Die am Sonntag anstehende Landtagswahl in Niederösterreich verspricht Hochspannung pur. Denn zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte des Bundeslandes könnte es zu einem Ende der politischen Vorherrschaft der ÖVP kommen.

Die jüngsten Meinungsumfragen sehen die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (58) und die ÖVP auf einem historischen Tief. Zurückzuführen ist das nicht zuletzt auf die Turbulenzen und Probleme der Bundespartei. Bei der letzten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Market kam die ÖVP-Niederösterreich auf lediglich 39 Prozent. Dies würde einen Verlust der absoluten Mandatsmehrheit bedeuten.

Zum Vergleich: Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2018 hatte die Partei knapp 50 Prozent der Wahlstimmen erhalten. Mehr noch, seit dem Zweiten Weltkrieg ist die ÖVP-Niederösterreich bei Landtagswahlen noch nie unter 40 Prozent gelegen.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und der ÖVP drohen massive StimmenverlusteQuelle: APA

FPÖ und Udo Landbauer weiter auf dem Vormarsch

Als großer Gewinner der Wahl in Niederösterreich könnten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Udo Landbauer (36) hervorgehen. Bei der erwähnten Market-Umfrage liegen die Freiheitlichen hinter der ÖVP bei 24 Prozent auf Platz zwei.

Zur Erinnerung: Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren erreichte die Partei knapp 15 Prozent der Wählerstimmen. Schon damals hatte sie im Vergleich zur Wahl 2013 um 6,5 Prozent zugelegt. Am kommenden Sonntag dürfte es noch größere Stimmenzuwächse für die FPÖ geben. Landbauer punktete bei den Wählern vor allem mit Themen wie Migration, Korruption, Teuerung.

Die SPÖ wiederum scheint in Niederösterreich auf der Stelle zu treten. Gemäß der letzten Market-Umfrage liegt sie nämlich bei 23 Prozent. Das entspricht im Großen und Ganzen ihrem Ergebnis bei der vorigen NÖ-Landtagswahl. Damals kam sie auf knapp 24 Prozent und wurde zweitstärkste Kraft im niederösterreichischen Landtag.

Für Franz Schnabl und die SPÖ wird es wohl ein ähnliches Wahlergebnis geben wie 2018

SPÖ und Franz Schnabl leisten Wahlhilfe für Landbauer

Dass die Sozialdemokraten nicht mehr politisches Kapital aus der gegenwärtigen Schwäche der ÖVP schlagen konnten, dürfte wohl dem SPÖ-Spitzenkandidaten Franz Schnabl (64) geschuldet sein. Als „rote Hanni“ machte er in den Augen vieler Wähler im Wahlkampf keine gute Figur, weshalb er vor allem dem Vormarsch Udo Landbauers und der FPÖ Vorschub geleistet hat.

Sollten Mikl-Leitner und die ÖVP die absolute Mandatsmehrheit tatsächlich verlieren, wie es die Umfragen andeuten, gilt eine Koalition zwischen FPÖ und SPÖ unter Beobachtern als nicht mehr ausgeschlossen. Auch deshalb, weil ein Bündnis zwischen ÖVP und FPÖ unwahrscheinlicher denn je ist.

Udo Landbauer und die FPÖ werden wohl zur zweitstärksten Partei in Niederösterreich aufsteigen

Schaut am Ende gar eine blau-rote Koalition heraus?

So hatte Landbauer im Wahlkampf mit Nachdruck gesagt, dass die FPÖ Mikl-Leitner „nicht“ zur Landeshauptfrau machen werde. Und er sprach von einer „Schicksalswahl“, bei der es darum gehe, „das System der ÖVP zu brechen“.

Außerdem: Politiker sowohl aus der FPÖ als auch der SPÖ ließen durchblicken, dass eine blau-rote oder rot-blaue Koalition in Niederösterreich durchaus denkbar sei. Die niederösterreichische Landtagswahl und die Zeit danach versprechen also äußerst spannend zu werden.