Es sind nicht die ersten Ausländer, die beim Kampf gegen Russland gefallen sind. Sie kämpften aber bis Ende April in der blutigsten Schlacht des Ukraine-Krieges: Die beiden Kanadier Kyle Porter (27) und Cole Zelenco (21) wurden nun in Bakhmut getötet. Einer von ihnen hatte kurz vor seinem Tod gegenüber CBC News gemeint: Die Bedingungen an der Front in Bakhmut seien wie ein „Fleischwolf“.

Zelenco (l.) und Porter wurden von russischer Artillerie getroffen, als sie eine wichtige Versorgungsroute in die belagerte Stadt verteidigten.

„Muss herausfinden, wie ich die nächsten Tage überlebe“

Die Stadt im östlichen Donbass ist Schauplatz der längsten und brutalsten Schlacht dieses Krieges. Die beiden Kämpfer hatten der 92. Brigade angehört. Sie musste vor Ort die Hauptlast der Abwehr des russischen Angriffskrieges tragen.

Porter hatte in den vergangenen Tagen mit CBC News gechattet. „Ich muss herausfinden, wie ich die nächsten paar Tage überleben werde“, schrieb er drei Tage vor seinem Tod. „Beim ersten Mal war es ein Fleischwolf, und ich erwarte nicht, dass es dieses Mal besser wird.“

Kyle Porter (3.v.r.) hatte zuvor mit einem städtischen Such- und Rettungsteam in Charkiw gearbeitet.

Unter Bunker gemeinsam mit anderen Soldaten begraben

Der befehlshabende Offizier der beiden gefallenen Kanadier schilderte ihre letzten Stunden am 26. April. Sie hatten einer größeren Gruppe von Soldaten angehört, die eine wichtige Versorgungsroute nach Bakhmut halten sollte. Am Abend, gegen 18 Uhr sei die Einheit unter heftigen Artilleriebeschuss durch russische Truppen geraten. Porter, Zelenco und mindestens drei weitere ukrainische Soldaten suchten Schutz in einem verstärkten Bunker, doch der Bunker erhielt einen Volltreffer. Alle wurden getötet.

„Sie waren beide sehr stolz auf das, was sie taten“, sagte der Kommandeur. „Wir waren wie eine Familie. Es ist, als hätte ich meine Brüder verloren“. Die ukrainische Kommandeure sollen Porter wegen seiner „tapferen Taten“ in der Nähe von Bakhmut für eine Medaille empfohlen haben.

Kyle Porter, der als Sanitäter bei den kanadischen Streitkräften ausgebildet wurde, unterrichtet ukrainische Rettungskräfte in Charkiw in Erster Hilfe.

Ehemalige Soldaten der kanadischen Streitkräfte

Beide Männer hatten zuvor in den kanadischen Streitkräften gedient, waren aber aus der Armee ausgetreten, bevor sie sich zum Kampf in der Ukraine meldeten. Ihr Kommandeur sagte, die beiden seien enge Freunde geworden.

Das kanadische Außenministerium teilte in einer Erklärung mit, dass man mit den ukrainischen Behörden in Kontakt stehe, um weitere Informationen zu erhalten. Gemäß einer inoffiziellen Zählung von CBC News sind sie die vierten und fünften Kanadier, die seit Russlands Invasion im Februar 2022 in dem Krieg getötet wurden.

Ukrainische Truppen reiten auf einem reparierten russischen Panzer in einem Waldgebiet außerhalb der Stadt Charkiw.Paula Bronstein/Getty Images

Mindestens 257 ausländische Söldner bisher gefallen

Mindestens 257 ausländische Kämpfer und Freiwillige wurden seit der Invasion getötet. Bis Jänner 2023 wurden darüber hinaus auf ukrainischer Seite weitere 1000 verwundet. Wie viele ausländische Söldner an der Seite der Ukraine kämpfen, ist zurzeit nicht bekannt. Unter ihnen sind neben Europäern auch Amerikaner und Israelis.