Mit Werbung für Aufnäher in der Form eines gelben Sterns und mit der Aufschrift “Ungeimpft” hat ein Hutgeschäft aus dem US-Bundesstaat Tennessee einen Sturm der Entrüstung ausgelöst – und einen Teil seiner Geschäftspartner verloren. Als Reaktion auf das an Nazi-Symbolik erinnernde Produkt im Sortiment von HatWRKS kündigte die traditionsreiche US-Hutmacherfirma Stetson am Samstag (Ortszeit) an, ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen einzustellen.

Proteste gegen "Nazis in Nashville"

Der Laden HatWRKS hatte am Freitag auf seinem Instagram-Kanal angekündigt, die Aufnäher in sein Sortiment aufzunehmen. In dem Beitrag war eine Frau zu sehen, die einen gelben Stern mit der Aufschrift “Ungeimpft” auf ihrem schwarzen T-Shirt trug. Inzwischen wurde der Instagram-Beitrag gelöscht.

Unter dem Hashtag #Hateworks entrüsteten sich zahlreiche Internetnutzer über das Produkt. “Eure Nazi-Stern-Aufnäher sind möglicherweise das Beleidigendste und Antisemitischste, was ich je gesehen habe”, schrieb ein Nutzer auf der Facebook-Seite des Geschäfts. Der Protest übertrug sich auch in die reale Welt: So demonstrierten laut örtlichen Medien am Samstag einige Dutzend Menschen vor dem HatWRKRS-Geschäft in der Stadt Nashville. Einige von ihnen hielten dabei ein Banner mit der Aufschrift “Keine Nazis in Nashville!” in die Höhe.

Unverständnis beim Geschäft

Das Geschäft reagierte derweil mit Unverständnis auf die Empörung. “Die Menschen sind so empört über meinen Beitrag? Aber empört ihr euch über die Tyrannei, die die Welt gerade erlebt?”, schrieb das Unternehmen auf Instagram. “Wenn ihr nicht versteht, was geschieht, ist das eure Schuld, nicht meine.” Bereits vor dem Vorfall um den gelben Stern hatte HatWRKS im Internet regelmäßig gegen die Corona-Eindämmungsmaßnahmen sowie gegen US-Präsident Joe Biden gewettert.

Zuletzt hatte auch die umstrittene republikanische Kongress-Abgeordnete Marjorie Taylor Greene die Pflicht zum Maskentragen in der Corona-Pandemie mit der Judenverfolgung in der NS-Zeit in Verbindung gebracht. Ihre Äußerungen wurden sowohl von den Demokraten als auch der Führung ihrer eigenen Partei scharf kritisiert. (APA/AFP/red)

Der Aufreger aus den USA ist aber kein Einzelfall – schon bevor HatWRKS gelbe “Ungeimpft”-Patches verkaufte, kursierten in Deutschland ebensolche gelben “Ungeimpft”-Sticker. Die “Sächsische Zeitung” berichtete schon vor rund zwei Wochen von einem Vorfall, wo beimOnline-Bekleidungsshop “Spreadshirt“ ein T-Shirt-Design mit dem “Ungeimpft“-Stern hochgeladen wurde – und die Firma dies gelöscht hat, als sie von Nutzer*innen darauf aufmerksam gemacht wurde. Und ein rechtsextremer Agitator aus Halle verkauft ebensolche “Ungeimpft”-“Judensterne” als Autoaufkleber und Anstecker (siehe Bild). In der Folge tauchten T-Shirts mit diesem Aufdruck auch auf Anti-Corona-Demos in Deutschland auf, in einem Bericht des “belltower” wird ein Foto aus Berlin gezeigt.

Die Reaktionen auf diese Entwicklungen ließen auch in Deutschland nicht lange auf sich warten: Die Stadt München hat das Tragen eines solchen “Ungeimpft”-Sterns als Teil der örtlichen Versammlungsbestimmungen mittlerweile explizit verboten. Bei Verstoß droht ein Bußgeld. Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, hatte ein solches Vorgehen bereits in der Vorwoche gefordert.(APA/AFP/red)

Ein rechtsextremer Agitator aus Halle verkauft "Ungeimpft"-"Judensterne" als Autoaufkleber und Anstecker. Screenshot