Zlatan Ibrahimovic ist in einem der berüchtigsten Problembezirke von Schweden aufgewachsen. Dennoch schaffte es der Ausnahmekicker in die größten Fußballarenen Europas. Ab Donnerstag wird sein Weg im Rahmen einer Filmbiografie verfilmt. Ab Donnerstag ist der Streifen auch in den heimischen Lichtspielhäusern zu sehen. Der Start musste pandemiebedingt mehrmals verschoben werden.

Dabei passiert es nicht häufig, dass ein Kinosaal schon vor dem Film applaudiert. Doch wenn das Leben des berühmtesten Sohnes der Stadt auf die Leinwand gebracht wird, dann kommen auch die als reserviert geltenden Schweden aus sich heraus. Als ein Ansager den Saal in einem Kino in Malmö auf “I Am Zlatan” vorbereitet, brandet tatsächlich spontaner Jubel auf, noch bevor die erste Szene zu sehen ist.

Nun neigt die Leinwand dazu, große Stars noch etwas größer zu machen, gerade dann, wenn sie sich von ganz unten hochgearbeitet haben. Auch “I Am Zlatan” wird heroisch als “die wahre Geschichte einer lebenden Legende” beworben – doch wie die jungen Zuschauer in dem Malmöer Kino werden sich sicherlich noch viele weitere Fußballfans von dem Film mitziehen lassen. Zu gut ist einfach die Lebensgeschichte, die der Handlung zugrunde liegt.

Schmaler Grat zwischen Kriminalität und Ruhm

Ibrahimovic ist im Problemviertel Rosengård in Malmö aufgewachsen. Dort setzt der Film auch an. Zwischen ockergelben Plattenbauten kickt der junge Zlatan seine Nachbarschaft in Grund und Boden, ehe sich für ihn der Weg in den organisierten Fußball auftut. Einerseits kommt ihm dabei sein trotziges Ego zu gute. Andererseits steht ihm genau das aber auch immer wieder im Weg. “Sollen wir reden oder spielen?”, fragt der ungeduldige Bursche seinen Trainer. Verkörpert wird der zu dem Zeitpunkt elfjährige Kicker dabei vom grandiosen Dominic Andersson Bajraktari, in späteren Jahren als Teenager dann nicht minder glaubwürdig von Granit Rushiti.

Immer wieder hadert er mit seinem Temperament und daraufhin mit Mitschülern sowie Mitspielern. Seinen Trotz  hat er ohne Frage von Vater Sefik (Cedomir Glisovic) geerbt. Das beschreibt der Film eindrucksvoll. Für seinen Sohn trägt er auch gerne einmal die Matratze vom Ikea nach Hause, da ihm die Lieferkosten dafür zu hoch sind.

Vor allem aber ringt der junge Kicker in “I Am Zlatan” mit sich selbst. Einem Jugendtrainer erklärt er, dass er der beste Fußballer der Welt werden wolle, um im nächsten Atemzug beim Joggen mit der Mannschaft kurzerhand den Bus statt die eigenen zwei Beine zu nehmen. Schon früh ist klar: Ibrahimovic ist ein Genie, aber eines, das an familiären Problemen und pubertären Problemen zu scheitern droht. Der Film zeigt letztlich auch, wie schmal der Grat zwischen dem Abrutschen in die Kriminalität und dem großen Ruhm ist. Auch Ibrahimovics kürzlich verstorbener Berater Mino Raiola spielt eine gewichtige Rolle.

Auch mit 40 Jahren noch top

Das beschriebe Ego früherer Tage hat Ibrahimovic jedenfalls bis heute begleitet, während er es längst an die Spitze der Fußballwelt geschafft hat. Der Stürmer hat in vier der fünf großen Fußballligen für einige der größten Clubs der Welt gespielt. Dabei ist er mit spektakulären Toren in Kung-Fu-Manier aufgefallen, aber zugleich auch immer wieder mit selbstbewussten wie nicht selten arroganten Sprüchen. Der ichbezogene Titel “I Am Zlatan” (Original: Jag är Zlatan), den auch David Lagercrantz’ Ibrahimovic-Biografie aus dem Jahr 2011 trug, kommt somit nicht von ungefähr.

Auch mit 40 Jahren steht “Ibra” heute noch für den AC Mailand auf dem Rasen. “I Am Zlatan” beschreibt dabei seinen Weg aus Rosengård bis nach Amsterdam, wo letztlich ein einzelnes Ausnahmetor einen entscheidenden Unterschied macht: den zwischen einem Millionenvertrag bei einem Spitzenclub und dem krachenden Scheitern.