“Rene, du Mr. 64 Meter – irre!! Bin von nächster Woche Donnerstag bis Dienstag auf Ibiza. Wäre cool, gemeinsam einen Kaffee dort zu trinken oder ein Glas Wein. War gemütlich heute. LG, Thomas”, lud sich Thomas Schmid (46), der angebliche neue Hauptbelastungszeuge wie auch Beschuldigte der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) laut sichergestellten Chats am 29. Juni 2018 bei Milliardär Rene Benko auf dessen Superyacht ein.

Bemerkenswert: Schmid war zu diesem Zeitpunkt Kabinettschef und Generalsekretär im Finanzministerium der Republik Österreich. Der höchstrangige Finanzbeamte der Nation freut sich also auf einen Aufenthalt an Bord der 64 Meter langen Luxusyacht eines Unternehmers, der zu diesem Zeitpunkt zwei brisante Steuerprobleme hat.

Rene Benko antwortet in dem sichergestellten Chat am 7. Juli 2018 um 18.26 Uhr: “Hallo Thomas, hast Lust zu uns am Schiff zu kommen (Anm.: so ist der Originaltext) morgen untertags oder alternativ Montag nachmittags und abends.” Am 9. Juli 2018 kommen dann vom Krone-Miteigentümer Benko noch eine Anweisung: “Um 12.00 zum Blue-Marin-Strand, wir holen die dort mit dem Tender ab.”

Der Chat zwischen Thomas Schmid - damals Generalsekretär und Kabinettschef im Finanzministerium - und Rene Benko, Krone-Miteigentümer mit gewissen Problemen mit dem Finanzministerium.

300.000-Euro-Job gegen Hilfe bei Finanz-Ermittlungen?

Der aus Tirol stammende Thomas Schmid verbringt dann vor Ibiza sicher ziemlich nette Stunden auf der “Roma”, der Yacht des ebenso aus Tirol stammenden Rene Benko: Die “Roma” ist ein schwimmendes Luxury-Ressort für maximal 12 Gäste, mit Pool, Seabobs, Jetskis, die Inneneinrichtung stammt von der bekannten Designerin Katharina Raczek, der Jahresbetrieb des Schiffs kostet etwa 500.000 Euro.

Der frühere Generalsekretär im Finanzministerium steht aufgrund seiner Treffen, seiner Chats und wegen seines Naheverhältnisses zu dem bekannten Milliardär bei der Justiz massiv unter Druck: Die Staatsanwälte werfen Thomas Schmid vor, in den beiden heiklen Steuer-Causen “Privatjet” und “Bewertung Golden Quarter” mutmaßlich für Benko interveniert zu haben – und diesem so hohe Nachzahlungen oder sogar eine Finanzstrafverfahren erspart zu haben. Als Gegenleistung soll Schmid ein Job als Generalbevollmächtigter in Benkos Signa-Gruppe versprochen worden sein – Schmid ließ sich dazu laut eigener Aussage vor der WKStA sogar schon einen Vertrag zeigen. Der Kabinettschef im Finanzministerium sollte 300.000 Euro brutto Jahres-Gage erhalten, plus Dienstwagen und Boni-Zahlungen. Für Schmid und Benko gilt die Unschuldsvermutung.

64 Meter lang: Die "Roma" von Rene Benko, der den höchstrangigen Beamten des österreichischen Finanzministeriums auf das Schiff eingeladen hat.
Netter Ausblick vom Deck der "Roma", die damals vor Ibiza lag.
Auch bei Regenwetter lässt sich das Leben in den Salons der "Roma" ertragen.

Schmid will Kurz auch in die Benko-Causa hineinziehen

Hochinteressant auf Seite 275 des WKStA-Einvernahme-Protokolls des Beschuldigten Thomas Schmid, der nun gerne als Kronzeuge straffrei bleiben möchte: Er versucht auch in der hochbrisanten Causa Benko Ex-Kanzler Sebastian Kurz hineinzuziehen. So sagt Schmid wörtlich: “Ich habe Sebastian Kurz über die Steuersache informiert. Konkret habe ich ihm gesagt, dass ich mit Benko im Gespräch bin und dass ich mich darum kümmere. Dass ich in unsachlicher Art und Weise für Benko tätig bin, habe ich zwar nicht konkret gesagt, aber natürlich wusste er, dass es nicht bloß um die sachliche Behandlung eines Anliegens geht. Das hätte ich nie zu berichten gehabt.”

Also will Schmid auch bei diesem Fall den früheren ÖVP-Chef als Mitwisser belasten – Rechtsanwälte sind dabei über die Formulierungen des Beschuldigten irritiert: “Also: ‘Dass ich in unsachlicher Weise für Benko tätig bin’ – das ist doch eine Ausdrucksweise, die sehr an jene von Staatsanwälten erinnert. Jeder Normalbürger würde das ganz anders formulieren.”

So will Thomas Schmid auch in der Causa Benko den früheren Kanzler Sebastian Kurz bei der WKStA belasten.
Durfte auch Thomas Schmid genießen: Der Blick von Benkos Superyacht "Roma" auf Ibiza.