Die frühere “Miss Earth” und Ex-Besitzerin eines Waxing-Studios betont stets, nichts von den kriminellen Vorbereitungshandlungen, nichts von diversen Treffen der Tatverdächtigen und auch nichts vom kriminellen Video-Dreh in der Finca auf der Balearen-Insel gewusst zu haben: Katia Wagner (33) sei durch Zufall plötzlich im Juni 2017 mit der “Kronen Zeitung” in Kontakt gekommen und wurde Kolumnistin, später auch TV-Moderatorin. Zuvor arbeitete sie auch monatelang im Medienunternehmen von Wolfgang Fellner, dem sie nun – 7 Jahre später – sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vorwirft (im September 2019 wollte sie dann wieder von der “Krone” ins Medienhaus von Fellner wechseln).

Bei ihren Interviews mit Mitgliedern der damaligen Bundesregierung – wie Sebastian Kurz (ÖVP) oder ab Dezember 2017 auch Heinz-Christian Strache (FPÖ) – hatte die “Krone”-Mitarbeiterin genau zu jenen Spitzenpolitikern engen Kontakt, die ihr Teilzeit- und späterer Ex-Lebensgefährte M. politisch vernichten wollte: Das Ibiza-Video war schon seit 23. Juli 2017 abgedreht, niemand wollte damals aber das ganze, in seiner Gesamtheit extrem langweilige Filmmaterial kaufen, die Produzenten hatten ein massives Vertriebsproblem – und auch die Sorge, dass Anfangsinvestitionen für das Video-Projekt nie hereingewirtschaftet werden könnten. Eine “Kooperative” aus dafür ausgewählten Medien sollte dann doch noch dafür sorgen, dass kurze Schnipsel des ganzen Videos zur Polit-Bombe werden, dass Türkis-Blau doch noch demoliert wird.

Bundeskriminalamt hatte erneut Fragen zum Ibiza-Krimi

Dass die Ermittler des Bundeskriminalamts mit diesem Hintergrundwissen Katia Wagner nun schon zum dritten Mal als Zeugin in das Büro für Organisierte Kriminalität am Josef-Holaubek-Platz in Wien-Alsergrund bestellt haben, dürfte nicht aus Mangel an Beschäftigung passiert sein: Die bisherigen zwei Aussagen des TV-Starlets könnten gewissen Defizite in der Plausibilität aufweisen.

Und tatsächlich wird die Ex-Lebenspartnerin des Ibiza-Anwalts bei ihrer Befragung am 9. Juli 2020 um 15.30 Uhr von den Kripo-Beamten damit konfrontiert, warum ihre bisherigen Antworten nicht ganz zu den Aussagen zweier anderer Zeuginnen passen.

Beispiel 1: Bei einem gemeinsamen Abend bei einer Lokaleröffnung am 12. November 2016 sprach eine Zeugin von einer Art “Observations-Aktion”, und wörtlich davon, dass “ein Mann dort aufgenommen werden sollte, der schwer vor die Kamera zu bekommen war.” Julian H., der Ibiza-Detektiv, hätte diese junge Frau gebeten, das zu erledigen. Zitat dieser Zeugin: “Katia Wagner besorgte die Eintrittsbänder.” Wagner behauptete dagegen nochmals vor der Kripo: “Nein, das war nicht so. Ich habe bereits angegeben, dass sie (die Freundin, Anm.) schon im Lokal war, als ich dort hingekommen bin.”

Aus dem Protokoll des Bundeskriminalamts: Die Zeugin erinnert sich wieder.

Gudenus oder Strache bereits 2016 "Zielpersonen" in Club?

Beispiel 2 aus der Zeugeneinvernahme von Katia Wagner: Die Kripo hält der TV-Moderatorin vor, dass eine ihrer Party-Begleiterinnen unter Wahrheitspflicht behauptet hätte, von Wagner an diesem Abend zum Tisch von Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus geschickt worden zu sein. Auch bei ihrer dritten Zeugeneinvernahme bestreitet das die “Krone”-Mitarbeiterin. Zitat: “Ich muss Frau O. widersprechen, wenn sei meint, dass ich sie zum Tisch von Herrn Gudenus geschickt habe. Das ist kompletter Schwachsinn.”

Daraufhin meinen die Kriminalisten: “Im Zuge ihrer zweiten Vernehmung haben sie angegeben, dass ihnen nicht erinnerlich ist, ob sie Herrn Gudenus an diesem Abend überhaupt gesehen haben.” Wagner: “Ich habe nach meiner letzten Vernehmung noch nachgedacht und glaube mich nun erinnern zu können, dass ich Herrn Gudenus beziehungsweise zumindest die Frau von Herrn Gudenus dort gesehen habe.”

Ebenfalls interessant: Eine der beiden Party-Begleiterinnen berichtete auch als Zeugin, dass sie der Ibiza-Detektiv, der jetzt in U-Haft sitzende Julian H., in eine Wohnung gebracht hätte, in der sie mit Tipps von Katia Wagner für den Abend, an dem die “Observations-Aktion” stattfand, geschminkt worden sei. Auch der Ibiza-Anwalt M. sei zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung anwesend gewesen.

Bei Interview-Termin für die "Krone": Moderatorin Wagner mit Strache

Der eXXpress hat Katia Wagner um eine Stellungnahme gebeten, die “Krone”-Mitarbeiterin wollte aber nicht die Fragen zu ihrer Zeugeneinvernahme beantworten.