In den vergangenen Wochen häuften sich die Warnungen: Immer mehr Analysten sehen einen großen Börsencrash auf uns zukommen. Die Kombination aus wirtschaftlicher Stagnation samt in Rekordhöhen schießender Inflation – kurz: Stagflation – sorgt für Unruhe. JPMorgan-CEO Jamie Dimon warnt bereits vor einer Rezession, der ehemalige Präsident der New Yorker Fed hält sie sogar für “unvermeidbar”. Als erste Großbank stellt sich mittlerweile auch die Deutsche Bank auf eine US-Rezession ein.

Wertpapiere nach wie vor hoch bewertet

Ein anhaltender Wirtschaftsabschwung muss sich früher oder später auch in den Aktienkursen niederschlagen – und dort besteht nach wie vor viel Luft … nach unten. Das zeigen die Bewertungen, die sich im Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) niederschlagen. Sie sind trotz sinkender Tendenz noch immer sehr hoch. Das zurzeit durchschnittliche KGV des amerikanischen Index S&P 500 liegt mit ungefähr 21 nach wie vor über dem langjährigen Medianwert von 15,97.

Schmerzhafte Korrekturen dürften nach den vergangenen fünf fetten Jahren also bevorstehen. Trotz Corona-Pandemie konnten die Indizes in den USA stark zulegen. Dabei kam ihnen nicht zuletzt die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken zugute, die nun aber angesichts der galoppierenden Preissteigerungen beendet wird. Die bestehenden Ungleichgewichte hinsichtlich der globalen Geldmenge samt den geopolitischen Risiken sowie gefährdete internationale Lieferketten aufgrund des chinesischen No-Covid-Lockdowns tragen ein Übriges zur Dämpfung der Stimmung bei.

Menschenmassen sammeln sich an der Wall Street während des Börsencrashs, bekannt als Schwarzer Dienstag, am 29. Oktober 1929.PhotoQuest/Getty Images)

Trügerische Erholung könnte noch bevorstehen

Wie so oft herrscht Uneinigkeit über den Zeitpunkt eines möglichen Crashs. Manche sehen schon den Beginn davon, andere prognostizieren eine irreführende Erholung der Märkte, die bis zu zwei Jahre dauern könnte. CNN zufolge rechnen einige Analysten sogar mit einer enormen Rally, die aber das endgültige Ende des im Grunde seit 2009 anhaltenden Bullenmarktes an den US-Börsen markieren würde. Dies würde dann demselben Muster folgen, wie die beiden Aktiencrashs 1929 und 2000 statt. Der NASDAQ 100 stieg vor dem Platzen der Dotcom-Blase im März 2000 innerhalb von nur anderthalb Jahren nochmals um 180 Prozent.

Luke Lango, Investmentanalyst bei InvestorPlace, rechnet nochmals mit einem zweijährigen Anstieg, um am Ende in sich zusammenzubrechen wie ein Kartenhaus.