Die Nächte werden kälter und kälter, der Winter rückt näher und näher. Das bedeutet vor allem eins: Die Heizsaison geht schön langsam in die heiße Phase. Europa ist für den Winter in Sachen Gasvorräte insgesamt gut vorbereitet, wurden doch die Gasspeicher angesichts der eingeschränkten Gaslieferungen aus Russland gut gefüllt. Das geht aus den Daten des Aggregated Gas Storage Inventory hervor. Demnach sind die Gasspeicher in Deutschland mit 90 Prozent schon ziemlich gut gefüllt. In Italien ist die Lage mit 88 Prozent Befüllung ähnlich. Noch besser ist die Situation in Frankreich und Polen mit 96 und 98 Prozent. In Großbritannien sind die Gasspeicher sogar jetzt schon randvoll.

Österreich kann mit anderen Ländern nicht Schritt halten

Und wie sieht es hierzulande aus? Österreich kann im europäischen Vergleich nicht Schritt halten. Die österreichischen Gasspeicher sind bloß zu 75 Prozent gefüllt. Noch dazu: Das Gas in diesen Speichern gehört nicht nur Österreich allein – der eXXpress berichtete. Slowenien etwa, das über keine eigenen Speicher verfügt, hat seine Gasvorräte auch hierzulande lagernd. Schlechter als Österreich stehen zurzeit nur die osteuropäischen Länder Bulgarien (71 Prozent), Ungarn (70 Prozent) und Lettland (52 Prozent) da. Insgesamt sind die Gasspeicher der EU zu 86 Prozent gefüllt. Die Investment Bank Goldman Sachs ist jedenfalls leicht optimistisch: Die Preise für Erdgas seien im Sinken begriffen, die Gasspeicher hätten sich gut gefüllt. Sollte der Winter nicht allzu kalt werden, habe Europa gute Karten, aus dem Gaskrieg mit Russland ohne Frostschäden hervorzugehen.

Im europäischen Vergleich steht Österreich nicht gut da

Gaslieferungen: Ersetzt "Freund" Amerika "Feind" Russland?

Laut einer deutschen Studie über die Zukunft des europäischen Gasmarktes könnte Russland von den USA als Hauptgaslieferant ersetzt werden. Das hieße: Bei den Brennstofflieferanten ersetzt der “Freund” den “Feind”. Freilich: Die Abhängigkeit bliebe. Die amerikanischen Gaslieferungen könnten sich bis 2030 demnach versechsfachen. Damit würden die USA mit einem Anteil von 40 Prozent zum mit Abstand größten Gasversorger Europas aufsteigen. Norwegen würde dann mit einem Anteil von 20 Prozent folgen. Andere kleinere Gaslieferanten wie Nigeria, Israel, Ägypten, Trinidad & Tobago und Senegal könnten ihre Lieferungen allerdings nur in geringem Maße ausweiten. Die Bemühungen der EU, die Gaslieferungen nach Europa nach dem Wegfall von Russland breit zu streuen, wären damit nicht gerade von Erfolg gekrönt.

Immer mehr amerikanische Flüssiggas-Tankschiffe werden Europa ansteuernFoto: picture alliance/Zoonar