Ist das wirklich fair? Die italienische Transfrau Valentina Petrillo hat bei den Italian Indoor Masters Championships am 12. März einen neuen Rekord aufgestellt. Beim 200-Meter-Lauf sicherte sich die Paralympics-Athletin den achten Titel. Doch ihr Auftritt sorgte auch für Kritik. So kritisierte Heimo Lepuschitz auf Twitter den Bewerb. “Eine Gesellschaft verirrsinnt. Eine woke Diskriminierung und Benachteiligung echter Frauen. Eine Verhöhnung von Fairness und Chancengleichheit,” meinte der Politikberater.

Valentina Petrillo hat bei Wettkämpfen nicht nur Freunde. Die Trans-Athletin, die bei den Paralympics in Tokio noch zusehen musste, kleidete sich im Alter von sieben Jahren noch als Junge. Die Olympischen Spiele 1980 in Moskau zogen sie damals in den Bann. “Ich war so beeindruckt, dass mir die Worte fehlten,” meinte die Italienerin einst im Interview mit dem “Tagesspiegel”. Das Ziel war klar: Petrillo wollte selbst im italienischen Trikot bei den Olympischen Spielen auflaufen.

Doch in der Vorstellung war sie kein Mann, sondern eine Frau. 40 Jahre später bekennt sich die Italienerin zu ihrer Transsexualität. 2017 begann eine Hormontherapie. Obwohl sie die Voraussetzungen für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio erfüllte, verwehrte ihr der italienische Verband den Start. Schon im Alter von 14 Jahren verlor sie nach einer degenerativen Augenkrankheit den Großteil ihrer Sicht. Mit 20 Jahren fasste Petrillo den Entschluss, ernsthaft mit dem Laufen anzufangen.

Freunde und Wegbegleiter distanzieren sich

Ihr Trainer meinte damals, sie könnte bei den paralympischen Spielen in Atlanta teilnehmen, wenn sie mehr trainiert. Doch das konnte und wollte sie nicht. 2015 stieg sie noch einmal voll ein und gewann elf italienische Meisterschaften in Folge – damals noch bei den Männern. Schließlich outete sie sich als Transfrau und lief im Oktober 2018 ihr letztes Rennen als Fabrizio. Sie verlor ihre Wegbegleiter, ihre Freunde und auch ihr Trainer distanzierte sich von ihr.

Die Hormontherapie sorgte zunächst dafür, dass sie  auf 100 Metern eine halbe Sekunde langsamer war. Am 11. September 2020 schaffte es Petrillo schließlich und erfüllte Richtlinien des Internationalen Paralympischen Komitees. Valentina Petrillo gewinnt bei den italienischen Paralympics-Meisterschaften das erste Mal als Frau  Gold über 100, 200 und 400 Meter. Nach diesem Erfolg starteten 24 Läuferinnen eine Petition, da Transfrauen der Start in Frauen-Wettbewerben verboten werden sollte. Doch sie machte weiter und gewann. Petrillo ist die erste paralympische Trans-Athletin aus Italien.