Russland macht eine Lkw-Bombe für die Explosion verantwortlich, die nur wenige Stunden nach Präsident Putins 70. Geburtstag mindestens drei Menschenleben kostete. Auf Videos wird das ganze Ausmaß des Infernos deutlich. Brisant: Die enorm wichtige Brücke war bestens geschützt, sogar Kampfdelfine sollen im Einsatz sein.

Die mysteriöse Welle könnte den Ermittlern bei der Aufklärung helfen

Indes rollt eine Verhaftungswelle über Moskau

Die russischen Strafverfolgungsbehörden haben den 25-jährigen Samir Jusupow aus der Region Krasnodar in Russland als den mutmaßlichen Besitzer des roten Lkw identifiziert, der nach Angaben der Ermittler auf der Krim-Brücke explodierte. Die Ermittlungen zur Frage, wer den Lkw zum Zeitpunkt der Explosion gefahren hat, dauern noch an. Aktuellen Berichten zufolge ist es bereits zu mehreren Festnahmen unter Militär-Angehörigen gekommen. Im Zentrum Moskaus sei sogar der Verkehr zum Erliegen gekommen.

Kiew jubelt

Kiew hat sich zwar nicht zu dem Anschlag bekannt, aber ein ukrainischer Beamter prahlte: “Putin sollte sich freuen. Nicht jeder bekommt ein so teures Geburtstagsgeschenk” – eine Anspielung auf den 70. Geburtstag des russischen Präsidenten gestern.

Brücke ist ein Symbol für die Annexion der Krim

Dass ausgerechnet einen Tag nach dem Geburtstag des Präsidenten der Russischen Föderation ein absolutes Prestigeprojekt von Wladimir Putin (70) angegriffen worden ist, kann gar nicht ohne Reaktion des Kremls so stehen bleiben. Denn: Die Krim-Brücke bei Kertsch ist eine der wichtigsten Nachschub-Routen für die im südlichen Donbass operierenden russischen Truppen, sie ein Symbol für das von Moskau getrommelte Faktum der Annexion der Krim und der Bau der Konstruktion kostete immerhin drei Milliarden Euro.

Drei Szenarien einer Reaktion Moskaus sind nun sehr wahrscheinlich: Wladimir Putin könnte nun einen Vergeltungsschlag gegen das Regierungsviertel von Wolodymyr Selenskyj mit einem Dutzend Marschflugkörpern oder einem massiven Luftangriff befehlen. Bisher wurde die russische Luftwaffe ja ganz bewusst – aus Kostengründen – nicht zu Großangriffen eingesetzt.

Zweitens wäre auch ein Angriff mit konventionell bestückten 9K720-“Iskander”-Mittelstrecken-Raketen auf Nachschub-Basen der ukrainischen Armee denkbar, auch auf Drehkreuze für die zahlreichen Waffenimporte, wie etwa Lemberg im Westen der Ukraine. Diese russischen Raketen haben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometer, es könnten davon auch Einheiten in Weißrussland stationiert sein.

Und drittens könnten jetzt im Kreml auch die Hemmungen fallen, westeuropäische Nationen anzugreifen, die Selenskyj nicht nur mit Waffen, Militärberatern und Ausbildungsprogrammen, aber auch mit Logistik und Aufklärungs-Satelliten unterstützen. Nicht offiziell und auch nicht militärisch, sondern mit folgenschweren Hacker-Attacken auf das Bahnnetz, die Energie-Versorger und die Banken.

Schon die nächsten Stunden werden zeigen, für welche Reaktion sich der Kreml entschieden hat.

Die Krim-Brücke über die Kertsch-Straße im Schwarzen Meer.