Die ganze Welt hielt den Atem an, als sich Wladimir Putin am frühen Donnerstagabend in einer Ansprache an die Welt wandte und sich zu dem von ihm eine Woche zuvor angezettelten Krieg in der Ukraine äußerte. Während Putin sprach, liefen gerade die Friedensverhandlungen der russischen und ukrainischen Delegation in der zweiten Runde, ebenso parallel setzen Putins Truppen ihre Attacken auf die Ukraine fort.

Putin: "Alles läuft nach Plan"

Mit Spannung war erwartet worden, was der Kremlchef, der laut Insidern alles andere als glücklich über die Entwicklung des Kriegs, den er wohl als “Blitzoperation” angelegt hatte, sein soll, nun zu sagen habe – mittlerweile traut man dem russischen “Zaren” von einer Generalmobilmachung, der Einsetzung des Kriegsrechts bis zu einem Atomschlag leider alles zu. Doch tatsächlich zeigte Putin sich vor den Medien relativ gefasst – und ließ sich nichts anmerken. Im Gegenteil: Putin spricht davon, dass “alles nach Plan” laufe.

Putin bestätigt Tod von Tschetschenen-General Tushayev

Dass hinter allem, was in diesem Krieg passiere, “ein Plan” stehe, damit schließt Putin seine Rede, aber der (frisch gesponnene) rote Faden zieht sich durch die gesamte Ansprache durch. So geht der russische Präsident tatsächlich zu Beginn seiner Rede auch auf den frühen Tod eines der obersten  Tschetschenen-Generäle, Magomed Tushayev, ein, der am vierten Tag des Kriegs bei einer heftigen Schlacht um den strategisch wichtigen Flughafen Hostomel bei Kiew gefallen war (der eXXpress berichtete).

Putin zeichnet Tushayev als Märtyrer, seinen Tod als heroischen Akt – er habe sein Leben für eine höhere Mission gegeben, für das ganze russische Volk – zu dem er, wie er kurz darauf erklärt, sowohl Russen, Tschetschenen, als auch Ukrainer zählt.

"Russen und Ukraine sind ein Volk"

Solch “heldenhafte” Taten würden ihn mit großem Stolz erfüllen, so Putin, Teil dieser Welt zu sein, in der sich so viele Nationen vereinigen – Teil der russischen Föderation, zu der die Ukraine ebenso gehöre wie Tschetschenien, Weißrussland und Russland selbst. “Russland und die Ukraine sind ein Volk”, betont Putin, und untermauert damit einmal mehr seinen Standpunkt – und negiert jeglichen Unabhängigkeits- und Freiheitsanspruch der Ukraine, den sie in diesem Krieg so vehement verteidigen.

Putin schiebt Schuld für Zivilopfer auf ukrainische "Neonazi"-Regierung

Putin ging, so wie Kremlsprecher Dmitri Peskow bereits im Vorfeld anklingen hatte lassen, tatsächlich auch auf die Opfer des Kriegs ein – allerdings behandelte er dieses Thema eher klinisch. Dass die Angriffe seiner Truppen auch zivile Opfer gefordert haben, bestätigte der russische Präsident, schob die Schuld dafür allerdings nur verdeckt indirekt der ukrainischen Regierung selbst in die Schuhe. Die Staatsspitze unter Wolodymyr Selenskyj, den er einmal mehr mit keinem Wort würdigte, bezeichnete er einmal mehr als “Neonazis” und “Faschisten”, die sich feig hinter dem Rücken der Zivilbevölkerung verstecken würde, und diese als “menschliche Schutzschilde” benutze.

Er habe die ukrainische Bevölkerung dazu aufgerufen, die unter Beschuss geratenen Städte und wenn nötig das Land zu verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen, so Putin – doch das erlaube die “feige” Regierung voller “Neonazis” nicht. Nun sei es “unvermeidbar”, dass auch Zivilisten im Kampf gegen die “Anti-Russen” sterben würden, so der Kremlchef, der betonte, dass seine Soldaten “sich sehr bemühen, dass keine Zivilisten sterben”.

Hohes Lob für russische Soldaten auf "Friedensmission"

Für die russische Armee hatte Putin nur höchstes Lob übrig – er betonte, dass sie alle Helden seien, die “ihr eigenes Leben” für den Frieden und das Wohl sowohl der russischen als auch der ukrainischen Bevölkerung opfern würden. Schließlich handle es sich ja um eine “Friedensmisision”: “Meine Soldaten kämpfen für den Frieden”, erklärte Putin aus Überzeugung.

In einem indirekten Zugeständnis an die gefallenen Russen – erst am Mittwoch hatte Moskau den Tod von 496 russischen Soldaten eingeräumt während die Ukraine von weit mehr als dem zehnfachen sprach (am Nachmittag waren es laut dem Außenministerium knapp unter 6.000, Präsident Selenskyj selbst sprach in der Nacht gar von 9000 getöteten Russen) – nannte Putin keine Zahlen, sondern lenkte die Aufmerksamkeit auf die “heroischen Taten” seiner Armee, und drückte sein “tiefstes Mitgefühl” mit den Familien aller in diesem Krieg gefallenen Soldaten aus.

Frankreichs Macron befürchtet, dass uns "das Schlimmste noch bevorsteht"

Zuvor hatte der Kremlchef mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron telefoniert, und die Sorgen des Westens und der Ukraine weiter angeheizt. Im Telefonat mit Macron hatte er nicht nur mit weiteren Forderungen an die Ukraine gedroht, sondern auch an allen Bedingungen festgehalten. Das rund eineinhalbstündige Gespräch ließ den französischen Präsidenten sogar befürchten, dass uns “das Schlimmste noch bevorstehe”.