Wladimir Putin hat sich am Freitag im Rahmen eines pompös inszenierten Live-Aufritts an die Menschen in Russland gewandt – und zwar auf einer Bühne im Luzhniki-Stadion in Moskau, umringt von tausenden fahnenschwenkenden Russen, die die russische Nationalflagge nicht nur in Händen und über ihren Köpfen, sondern auch auf ihren Wangen trugen.

Inmitten einer Stadionatmosphäre, die man so sonst nur von großen Sportevents und Auftritten von Superstars aus der Welt der Musik kennt, ließ Putin sich und seine Vision einer “Welt frei von Nazismus” feiern. Diese Worte (‘Für eine Welt ohne Nazismus’) standen auf einem Banner über ihm, als er seinen ekstatischen Zuschauern von einem “heldenhaften” Einsatz der russischen Soldaten in der Ukraine erzählte, die in diesen Momenten und unter Einsatz ihres Lebens für eine große und gute Sache kämpfen (die vermeintliche “Entnazifizierung” und “Befreiung” der Ukraine, Anm.).

“Eine solche Einigkeit hatten wir lange nicht mehr”, schwärmte der Kremlchef weiter – und das trotz der tausenden Menschen, die täglich in Russland gegen Putin und gegen den Krieg demonstrieren und dafür auch festgenommen und hart bestraft werden.

Die Rede von einem “Krieg” vermied Putin auch bei diesem Auftritt konsequent auch weiterhin, er blieb bei der bekannten Wortwahl einer Spezialoperation, bei der “alle Pläne umgesetzt” werden würden, wie Putin ebenfalls einmal mehr betonte.

Die Inszenierung des Auftritts war spektakulär: Unter Pyrotechnikeinsatz spielte eine Band, das Publikum unterbrach den russischen Präsidenten mit “Russland, Russland”-Sprechchören.

Auch der Buchstabe “Z”, das Militärzeichen, das zum Symbol des Angriffs auf die Ukraine geworden ist, war überall zu sehen: auf Bannern, den Zuschauer in die Luft hielten, aber auch am Revers und auf den Jacken von Moderatoren auf der Bühne, auf der auch ein Sänger auftrat, der von einem uniformierten Chor unterstützt wurde. Auch eine Pyrotechnik-Showeinlage durfte nicht fehlen.

Doch dann die Überraschung: Mitten im Satz wurde die Live-Übertragung – auch in deutschen TV-Sendern übertragenen – Rede Putins abgebrochen. Warum, war zunächst nicht klar. Stattdessen wurde der Playback-Auftritt einer Band bei derselben Veranstaltung – im Moskauer Luzhniki-Stadion – gezeigt. Erst nach mehreren Minuten wurde die Berichterstattung fortgesetzt.

Später meldete sich Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zu dem Vorfall und erklärte, es habe eine Panne auf einem Server gegeben. Wenig später wurde die Rede in voller Länge im TV-Kanal Rossija 24 gezeigt.Putin war nach der Unterbrechung erneut zu sehen, es wurde auch gezeigt, wie er seine Rede beendete.

Die Unterbrechung der Rede sowie die Veranstaltung selbst sorgten für heftige Spekulationen im Netz. Einige User mutmaßten, dass es sich teils um eine Aufzeichnung handelte – nicht zuletzt, weil immer öfter spekuliert worden war, dass Putin sich gar nicht mehr in Moskau aufhalte.

Nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass handelte es sich bei der Veranstaltung um ein Konzert unter dem Motto “Krim-Frühling” zur Feier des achten Jahrestags der Annexion der ukrainischen Halbinsel. Solche Veranstaltungen – auch in dieser Dimension – hatte es bereits in früheren Jahre gegeben – und auch Putin hatte dabei immer wieder auf der Bühne gesprochen (siehe Video).