Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni fordert, dass die Flaggenstaaten der im Mittelmeer aktiven NGO-Schiffe die Verantwortung für die geretteten Migranten übernehmen. “Die Flaggenstaaten, die NGO-Schiffe finanzieren, müssen die Verantwortung übernehmen, die ihnen das Seerecht zuweist”, so Meloni in einer Ansprache vor dem Senat im Vorfeld des Europäischen Rates am Dienstag.

Die Premierministerin sagte, dass Europa handeln müsse, um die Ankunft von Migranten zu stoppen und die Gefahr eines weiteren Schiffsunglücks, wie dem vom 26. Februar vor der kalabrischen Stadt Cutro, bei dem mindestens 88 Menschen starben, abzuwenden. “Wir können nicht tatenlos auf die nächste Schiffskatastrophe warten. Die Grenzen Italiens sind die Grenzen Europas”, sagte Meloni. Sie beklagte einen “Migrationsdruck ohnegleichen” auf Italiens Küsten.

300.000 wollen von Tunesien nach Italien übersetzen

“Wir wollen nicht länger Unschuldige im Mittelmeer betrauern. Die illegale Masseneinwanderung schadet denjenigen, die Anspruch auf internationalen Schutz haben und keine Hilfe finden. In diesem Punkt bin ich mir sicher, dass die Mehrheit der Italiener hinter mir steht”, erklärte Meloni.

Italien befürchtet eine zunehmende Migrationswelle aus Tunesien. Bis zu 300.000 Menschen seien bis Ende 2023 bereit, die tunesische Küste zu verlassen, um Italien zu erreichen. Das seien fast zehn Mal mehr als die Migranten, die Tunesien im vergangenen Jahr Richtung Italien verlassen haben, berichtete die römische Tageszeitung “Il Messaggero”. Die Lage sei laut Experten “explosiv”.

Am Dienstag reiste der italienische Innenminister Matteo Piantedosi in die Cote d ́Ivoire zur Unterzeichnung eines Abkommens gegen die Schlepperei. 13 Prozent der Migranten, die in Italien eintreffen, stammen aus diesem afrikanischen Land. Die italienische Regierung bemüht sich verstärkt um die Unterzeichnung von Abkommen mit den Herkunftsländern, um illegale Migrationsströme zu bekämpfen.