Hierzulande kennt man ihn als der “Grauburgunder”. Obwohl die Sorte mit knapp 300 Hektare als Rarität gilt, wird sie in allen heimischen Weinbauregionen in den unterschiedlichen Stilistiken – von trocken bis edelsüß – gekeltert. Außerhalb des Landes heißt er im Norden von Italien >>Pinot Grigio<< und in seinem Ursprungsland Frankreich nennt man ihn >>Pinot Gris<<. Der Begriff “Grey Burgundy” kommt allerdings niemals vor und internationale Weinbauländer wie Neuseeland, Australien oder USA bezeichnen sie meistens als Pinot Gris.

Liebliche Geschichten

Manche Weintrinker werden bestimmt vom >>Rülander<< schon mal gehört haben, und mache Winzer verwenden noch diese Bezeichnung. Dieser eher süße Stil des Grauburgunders geht an den
deutschen Kaufmann und Apotheker Johann Seger Ruland zurück. Er hat im Jahre 1711 die Rebsorte entdeckt, und beschrieb sie als “so süß und lieblich”. Als Namensgeber machte Johann Ruland seinen
>>Rülander<< beliebt und der Wein galt schon damals als süffig mit einem zuverlässigen Geschmack. Weingenießer kennen vermutlich auch noch den >>Tokay d’Alsace<< aus dem Elsass. Dieser mächtige, bukettreiche – oft von Edelfäule geprägten – Pinot Gris passte hervorragend zu deftigen Wildgerichten mit Zwetschken und schmeckte herrlich zu Hummer. Der Name “Tokay” ist leider inzwischen verboten, weil man es mit dem edelsüßen Tokajer aus Ungarn hätte verwechseln können.
Daher kam es vor Jahren zu einem Gerichtsverfahren und die Elsässer Winzer mussten ihren liebgewonnen Namen abgeben und heutzutage heißt es einfach Pinot Gris d’Alsace.

Neue Kombinationen

Das Geschmacksprofil der modernen Grauburgunder ist trocken, saftig und trinkanimierend. Er ist säurearm, duftig, extraktreich mit vollmundigem Körper und angenehmen Abgang. Dazu kommt das
Bukett frischer Äpfel, Blütenhonig und sizilianischen Mandeln über Nuancen von Vanillekipferl und frischgebackenem Baguette. Beim Ausbau des Weines kann die Winzerin oder der Winzer kreativ arbeiten, da die Rebsorte sowohl trocken als auch mit Restsüße vinifiziert werden kann. Die Sorte wird erfrischend und trink animierend im Stahltank schmecken; und kann mächtig und vielschichtig nach dem Ausbau im Holzfass wirken. Es ist zudem eine der wenigen Weißweinrebsorten, bei dem ein biologischer Säureabbau möglich ist, der dem Wein ein zart-cremiges “Mouthfeel” verleiht. Süßweinliebhaber kommen ebenfalls schnell auf ihre Kosten, da der Grauburgunder sehr anfällig für Edelfäule (Botrytis cinerea) ist. Man kann ihn entweder als “Jungspund” jung trinken oder für den besonderen Anlass aufheben und für einige Jahren im Weinkeller weiter reifen lassen. Vielschichtig ist der Grauburgunder mit seinem kräftigeren Körper, Komplexität, Langlebigkeit und tiefen Gang.

Grauburgunder in Food Pairing

Grauburgunder ist nicht gleich Grauburgunder: Jung, knackig und frisch harmoniert er mit leichten vegetarischen Vorspeisen, geräuchertem Fisch oder zur Brettljause. Ein etwas kräftiger Grauburgunder mit Anklängen von tropischen Früchten und Mandeln passt sehr gut zu cremigen Pasta Gerichten oder Risotto. Schön gereifte Weine, die vor allem im Holzfass ausgebaut wurden und angenehme Nuancen von Blütenhonig, reifen Birnen und Honigmelonen zeigen, schmecken hervorragend zu Kalbfleisch, getrüffelter Tagliolini mit Steinpilzen und gereiftem Emmentaler. Der Grauburgunder vom Weingut Krispel aus dem Top-Jahrgang 2021 bietet großartigen Trinkspaß. Die Farbe ist goldgelb mit zarten rosa Reflexen, die neben dem Werk eines befreundeten Künstlers intensiver wirkt. Das Bukett besticht durch einladende Aromen nach rotem Apfel, reife Birne und etwas Quitte. Am Gaumen ist er vollmundig und cremig, mit sanfter, jedoch erfrischender Säure und angenehmem Fruchtextrakt von saftiger Ananas im Nachhall. Ein wohl trinkanimierender Grauburgunder aus dem Weinbaugebiet Vulkanland Steiermark DAC.
www.experttasting.com

Wichtige Fakten:
www.krispel.at
Weinbaugebiet: Vulkanland Steiermark DAC
Größe: 34 Hektare für Weiß- und Rotweine
Jahrgang 2021: Bezugsquellen: ab Hof, weinwelt.at (ca. 12 Euro)
Rebsorte: 100% Grauburgunder, 12,5% Alkohol, trocken
Am besten genießbar bei 8°-10°Celsius