
Jason Turner: „Ich trag im Herzen drin a Stückerl altes Wien“
Es ist schön, die alten Wiener Lieder zu hören. Dazu gehört ein gutes Glas Wiener Wein. In der heutigen, sehr schnelllebigen Zeit, ist eine gewisse Entschleunigung wertvoll und wird zugleich völlig unterschätzt, findet Top-Sommelier und eXXpress-Kolumnist Jason Turner.
Das Lied, gesungen erstmals vor mehr als achtzig Jahren von Hans Moser und Paul Hörbiger, bringt es auf den Punkt: „Ich trag im Herzen drin a Stückerl altes Wien“. Beim Singen trinken die beiden zwei reichlich eingeschenkte Weißweine aus Wien.
Wien in vollem Ausmaß genießen
Wien war nicht immer Wien. Vor etwa 33 Millionen Jahren war das Wiener Becken von einem subtropischen Meer – dem Paratethys – bedeckt, wo Seegraswiesen und Korallenriffen wuchsen, und wo Wasserschildkröten und Haifische schwammen. Warum ist das relevant? Der Boden, an dem die besten Wiener Rebstöcken gedeihen, nehmen diese einzigartige Mineralität auf, und das können wir heute in einem Glas Wiener Wein in vollem Ausmaß genießen. Wien wird mittlerweile für seine hochwertigen Weiß- und Rotweine international ausgezeichnet.
Überraschend gut, für überraschend wenig Geld
Der Riesling ist die Königsklasse unter den Weißweinsorten, und spiegelt die Mineralien aus dem Boden hervorragend wieder, wie zum Beispiel der Riesling Ried Wiesthalen: Helles goldgelb mit einladenden Steinobst-Aromen nach frischer Marille und Quitte, über saftige Amalfi Zitrone bis hin zu feine Mineralik. Lebendig und erfrischend am Gaumen mit Nuancen von weißem Pfirsich und einer angenehmen Salzigkeit, die man mit Mineralien verbindet. Alles führt zu einem sehr langen Abgang. Der Riesling hat eine relativ langsame Entwicklung und erreicht seinen Höhepunkt wesentlich langsamer als beispielsweise einen Grüner Veltliner oder Wiener Gemischer Satz, kann nach Jahren bei guter Lagerung überraschend gut für wenig Geld schmecken. Der Ried Wiesthalen ist einer der höchst gelegenen Weingärten am Bisamberg. Der Boden besteht aus einem hohen Anteil an Korallenkalken mit zahlreichen kristallinen Einschlüssen, die den Riesling seine vielschichtige Mineralität verleiht und intensiven Fruchtaromen harmoniert.
Heuriger noch bis Ende Jänner
Wenn wir Hans Moser und Paul Hörbiger im Ohr haben, denken wir sofort an den echten Wiener Heurigen. Seit 2019 ist die Wiener Heurigenkultur ein UNESCO Kulturerbe, und dazu zählt natürlich Österreichs Heurigenwirt des Jahres 2017, Rainer Christ: Sein Heurigen am Weingut Christ steht noch bis Ende Jänner offen, und dann wieder im März. Es ist neben der breiten Weinauswahl jedenfalls einen kulinarischen Besuch wert, Gäste können sich auf klassische Köstlichkeiten vom Buffet sowie auch auf saisonale Gerichte frisch aus der Küche freuen. Dazu würde der Riesling Ried Wiesthalen gut harmonieren.
Wichtige Fakten:
Weinbaugebiet: Wien
Größe: 25 Hektare für Weiß- und Rotweine
BIO-Zertifiziert, vegan, histaminarm
Jahrgang 2020: Bezugsquellen: ab Hof, weinwelt.at
Aktuelle Jahrgänge: Ab Hof ( € 9,90)
Rebsorte: 100% Riesling, 12,5% Alkohol, trocken
Am besten genießbar bei 8°Celsius
Kommentare
ja, das “alte Wien”…. daran wird man sich in einer nicht zu fernen Zukunft zurückerinnern. Ob es dann noch erlaubt sein wird, Alkohol zu trinken, die Haare offen zu tragen? Wird der Stephansdom noch eine christliche Kirche sein? Wer weiß das schon …. wetten würde ich jedenfalls nicht darauf!
Leider ist das “Alte Wien” schon lange tot.
Offensichtlich geht es weniger ums Wienerlied, als vielmehr um Werbung für die Weine des Christ. Ich stimme Ihnen ja zu, der Christ keltert ausgezeichneten Wein, aber umso weniger bedarf es hier der Werbung für ihn.
Schade Sepp, dass immer wieder Leute aus einer einfachen Geschichte eine NEIDdebatte machen müssen nur um irgendeinen Kommentar abzugeben. Lesen sie es halt nicht wenn es sie stört!
Sehr geehrte(s) Frau/Fräulein Susi,
ich bin niemandem seinen Erfolg neidig, sohin auch nicht dem Weingut Christ, das ich sehr schätze.
Ich hätte mir halt angesichts der Überschrift mehr zum Thema “Alt Wien” erhofft. Neid ist mir fremd.