Ausbrüche der Vogelgrippe sind weltweit im Steigen. Innerhalb von sechs Monaten wurden Ausbrüche in 41 Ländern in Europa und Asien gemeldet. Nun ruft die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE für englisch: World Organisation for Animal Health) dringend dazu auf, die Überwachung zu verstärken. Speziell ein Subtyp der Vogelgrippe bereitet der OIE Sorgen, der offensichtlich deutlich leichter übertragbar auf den Menschen ist.

Erste Übertragung auf den Menschen außerhalb Chinas

Zurzeit zirkulieren weltweit unter Vögeln besonders viele Subtypen der Grippe (H5N1, H5N3, H5N4, H5N5, H5N6 und H5N8). Die OIE spricht von einer “beispiellosen genetischen Variabilität der Subtypen, die eine epidemiologische Herausforderung darstellt”. Im Oktober wurden fast 16.000 Fälle gemeldet. Der Subtyp H5N6 hat sich ungewöhnlich häufig auf den Menschen übertragen.

Dem US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC) zufolge wurden seit der ersten Infektion eines Menschen in China im Jahr 2014 weitere 50 Fälle von Infektionen durch den Subtyp H5N6 gemeldet. Fast die Hälfte davon ereignete sich in diesem Jahr, darunter auch ein Fall in der Demokratischen Volksrepublik Laos. Das ist die erste durch den Subtyp verursachte Infektion eines Menschen außerhalb Chinas.

Hin und wieder wurden in der Vergangenheit schon verstärkte Vorsichtsmaßnahmen gegen die Vogelgruppe ergriffen, so etwa im November 2016 in Hamburg.APA/DPA/Daniel Bockwoldt

WHO fordert Erforschung der Zunahme an Übertragungen

Diese Zunahme von Infektionen beim Menschen beunruhigt die Experten. Offenbar hat sich ein zuvor zirkulierender Stamm verändert und der könne nun ansteckender für den Menschen sein. “Der Anstieg der menschlichen Fälle in China in diesem Jahr ist besorgniserregend. Es handelt sich um ein Virus, das eine hohe Sterblichkeitsrate verursacht”, sagte Thijs Kuiken, Professor für vergleichende Pathologie am Erasmus University Medical Centre in Rotterdam. “Es könnte sein, dass diese Variante ein wenig infektiöser (für Menschen) ist… oder es könnte momentan mehr von diesem Virus in Geflügel geben und deshalb werden mehr Menschen infiziert.“

Zurzeit gibt es keine bestätigten Fälle einer Übertragung von Mensch zu Mensch, unterstrich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 4. Oktober. Allerdings sei eine Untersuchung “dringend” erforderlich, um das Risiko und die Zunahme der Übertragung auf Menschen zu verstehen, unterstrich die WHO.

Folgen für Geflügelbetriebe und Handel befürchtet

“Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Länder der OIE Ausbrüche rechtzeitig melden, um eine genaue Überwachung der Entwicklung und Ausbreitung dieser grenzüberschreitenden Krankheit zu gewährleisten”, sagt die OIE. Das gelte auch für Geflügelpestviren bei Hausvögeln, “die nachweislich auf natürliche Weise auf den Menschen übertragen werden und schwere gesundheitliche Folgen haben.” Das OIE fordert strenge Biosicherheitsmaßnahmen für lebende Vögel in landwirtschaftlichen Betrieben, im Handel und auf den Märkten. Es gehe darum Auswirkungen des Virus auf die Existenzgrundlage von Geflügelbetrieben und den internationalen Handel zu verhindern.

Bei der Geflügelpest handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die von Tieren auf den Menschen übertragbar ist und daher nicht nur für Tiere gefährlich ist. Alle Vogelarten können an daran erkranken. Am gefährlichsten aber ist das Virus für Hühner und Truthähne. Die Verläufe sind nicht selten tödlich. Wasservögel wie zum Beispiel Enten bleiben meist frei von Symptomen. Leben Menschen eng mit Nutzgeflügel zusammen, besteht für sie ebenfalls ein Risiko, sich zu infizieren.