Die erste muslimische Gemeinde, die im Norden Kölns steht, stellte erst diese Woche einen Antrag auf den Muezzinruf–obwohl das schon seit Wochen möglich gewesen wäre. Nach Bekanntwerden der neuen Möglichkeiten für islamische Vereine und Glaubensgemeinschaften war der Aufruhr jedoch so groß, dass sie lieber ein paar Wochen Zeit verstreichen ließen. Der Antrag wird nun von der Stadt bearbeitet. Es gibt allerdings Auflagen: Die Moscheegemeinde muss in der Umgebung um ihr Gebetshaus Flyer verteilen und Anrainer informieren. Außerdem soll es eine Obergrenze für die Lautstärke des Muezzinrufs geben.

"Berechtigte religiöse Interessen" der Muslime

Islam-Experten bezeichneten Reker als „naiv“ und warnten vor einer „Islamisierung durch die Hintertür“. Der Gebetsruf stelle einen Machtanspruch dar, wörtlich ruft der Muezzin unter anderem „Allah ist der einzige Gott.“ Die Bürgermeisterin rechtfertigte ihren Beschluss unter anderem damit, dass jeder Reisende in der Domstadt „vom Dom begrüßt und von Kirchengeläut begleitet“ werde – nun wolle Köln nun auch die „berechtigten religiösen Interessen“ von Muslimen schützen.

Mansour ist Sprecher des 2015 gegründeten Muslimischen Forums Deutschland.APA/dpa/Michael Kappeler

„Es geht nicht um ‚Religionsfreiheit‘ oder ‚Vielfalt‘, wie Bürgermeisterin Reker behauptet“, sagte Integrationsexperte Ahmad Mansour in der „Bild“. „Die Betreiber der Moscheen wollen Sichtbarkeit. Sie feiern den Muezzin als Machtdemonstration über ihre Viertel.“

Auch eXXpress-Leser zeigen sich schockiert: „Religion soll, nein muss, Privatsache sein und darf nicht anderen im wahrsten Sinn aufs Auge gedrückt bzw. die Ohren beschallt werden.“, so eine Userin. „Ich bin als geborener Kölner Schwester schockiert. Ob ich unter diesen Umständen meine Heimatstadt je wieder sehen werde?“, schreibt ein Leser.

Der Muezzinruf geht auf die Frühzeit des Islam (7. Jahrhundert) zurück: Damals wurde der Gebetsaufrufer damit beauftragt, die Gläubigen zu den täglichen fünf Pflichtgebeten zu rufen. Dabei ruft der Muezzin unter anderem „Allahu akbar“ (Allah ist groß) und „Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah“ – gefolgt von der Aufforderung, zum Gebet zu kommen.