
Jetzt noch ein Krieg: Artillerieduelle in Aserbaidschan
Jetzt kracht es auch noch im Kaukasus. Über Nacht brachen an mehreren Stellen entlang der armenisch-aserbaidschanischen Grenze Kämpfe aus. So heftig, dass Jerewan seinen mächtigsten Verbündeten um Hilfe gebeten hat. Noch in der Nacht klingelte beim russischen Präsidenten Wladimir Putin das Telefon.

Zwischen Aserbaidschan und Armenien im Kaukasus sind in der Nacht auf Dienstag wieder schwere Kämpfe ausgebrochen. Das armenische Verteidigungsministerium in Jerewan teilte mit, dass aserbaidschanische Truppen an drei Stellen armenische Stellungen mit Artillerie und großkalibrigen Waffen angegriffen hätten. Es gebe Tote und Verwundete.
Telefonat mit Putin
In Baku sprach das aserbaidschanische Verteidigungsministerium davon, dass ein großangelegter armenischer Sabotageversuch die Kämpfe ausgelöst habe. “Die gesamte Verantwortung für die Situation liegt bei der militärisch-politischen Führung Armeniens“, hieß es.
Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan telefonierte in der Nacht nach Angaben seiner Regierung mit dem Präsidenten der Schutzmacht Russland, Wladimir Putin. Paschinjan sprach von einem aserbaidschanischen Angriff, auf den es eine internationale Reaktion geben müsse. Er und Putin vereinbarten demnach, in Kontakt zu bleiben. Der armenische Regierungschef alarmierte außerdem Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, wie Medien in Jerewan berichteten.
The Armed Forces of Azerbaijan are shelling Armenia. Local reports indicate that the residents of Jermuk, Goris and Vardenis took shelter in the basements. pic.twitter.com/p9piXkqbqB
— Vugar Bakhshalizade (@vbakhshalizade) September 12, 2022
EU will Konflikt lösen
“Die gesamte Verantwortung für die Situation liegt bei der militärisch-politischen Führung Armeniens“, hieß es. Die früheren Sowjetrepubliken bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Allerdings wurde nach armenischen Angaben diesmal nicht die Exklave angegriffen, die Attacken trafen Stellungen bei den Städten Goris, Sotk und Dschermuk. Diese liegen auf dem Gebiet Armeniens.
Das umstrittene Berg-Karabach gehört zu Aserbaidschan, wird aber von Armeniern bewohnt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sicherten sich armenische Kräfte in einem Krieg von 1992 bis 1994 die Kontrolle über das Gebiet und besetzten weite Teile Aserbaidschans. 2020 gewann Aserbaidschan seine Gebiete zurück und eroberte strategisch wichtige Stellen in Berg-Karabach. Den nach vier Monaten vereinbarten Waffenstillstand überwacht Russland, die Schutzmacht der christlichen Armenier. Auch die Europäische Union unternahm seitdem viele Anstrengungen, den Konflikt zu lösen.
Heavy artillery fire being reported from Azerbaijan towards Armenia. pic.twitter.com/q3uNO4mJHi
— Moshe Schwartz (@YWNReporter) September 12, 2022
Kommentare
Zwei Faktoren sind für Armenien sehr gefährlich. Einerseits liegt das Land zwischen zwei autokratisch geführten Ländern. Die Demokratie Armeniens dürfte beiden ein Dorn im Auge sein. Andererseits ist Armenien zum grossen Teil ein Land mit christlicher Bevölkerung. Auch dies wird den beiden Nachbarn nicht gefallen. Der “Westen” sollte sowohl die Demokratie in der Region stärken als auch die Bevölkerung schützen. Es wird leider nicht ohne eine klare Stellungnahme gehen. Der Westen wird sich entscheiden müssen zwischen einer weiteren Vertreibung von Menschen, der Beendigung dieser Demokratie, oder dem Erhalt des Landes. Es bleibt daher die Frage, ob der Westen gewillt ist klar Stellung zu beziehen und entsprechend zu handeln.
Ich bin die letzte die einem islamischen Land recht gibt, aber es war in den letzen Jahren immer Armenien, das nicht akzeptieren konnte, dass Bergkarabach nicht mehr zum Land gehört. Aserbeidschan ist ein eher offenes muslimisches Land, die Armenier aus Bergkarabach hätten schon lange das Gebiet verlassen können.
Irgendwann muss man Grenzen akzeptieren – Österreich hat Südtirol auch aufgegeben.
Ich bin vor Jahren schon in der Nähe (Tatev) gewesen und hatte damals schon ein etwas mulmiges Gefühl. Das hatte ich anderseits aber auch an der Grenze zur Türkei, dort sogar noch viel mehr.
Sofortiges Gasembargo für Aserbaidschan, der Agressor muss sanktioniert werden.
Dann erfrieren wir doppelt!
Wohin schicken die Russen nun die Reserve?
Die sollen nicht Krieg führen, sondern in die EU flüchten. Wir haben Platz für alle!
In die EU flüchten bedeutet nach Deutschland, Schweden oder Österreich. Das sind die EU-Flüchtlingsländer. Die anderen paar Länder machen die Kopf in den Sand Strategie. Ob das alles noch gut ausgehen kann?
Es ist jetzt die offene Frage, wie tief wieder die Türkei drinnen steckt. Es gab bis heute auch keine Sanktionen und Erdogan hat andere Vorstellungen bei der Lösung als die EU. Auch hier verhält sich die EU als Nato-TR-USA-Vasall. Wie bei der Ukraine schreibt sich Brüssel auch bei dem Aserbaidschan selbst ab.
Berg-Karabach wird seit ca. 2000 Jahren von Armeniern bewohnt. Lediglich durch ein Dekret J. Stalins wurde es in den 30-er Jahren der Sowjet-Republik Aserbaidschan als Verwaltungsgebiet zugeschlagen, mit der Massgabe als eigenes Autonomes Territorium zu verbleiben und einer späteren Volksabstimmung hinsichtlich seiner territorialen Zugehörigkeit. Beide Vorgaben wurden von Aserbaidschan nach 1991 nicht mehr respektiert, so dass sich Berg-Karabach von Aserbaidschan lossagte.
Die Aserbaidschaner versuchen es also wieder, sich wie 2020 armenisches Territorium anzueignen. Wer moslemischen Staaten nicht von Anfang an zeigt, wer der Herr im Haus ist, wird ewig unter ihrer Aggression zu leiden haben. Das ist wie bei der Kindererziehung – auch da muss man Grenzen setzen.
Es ist möglich dass die Schutzmacht Russland hinter den Sabotageangriffen steht um von den ukrainischen Rückeroberungen abzulenken. und einen Angriff auf Georgien vorzubereiten
Soso, kürzlich hat Brüssel mit Aserbaidschan einen Energiedeal abgeschlossen, weil wir ja kein Gas aus einem Land wollen, das ein anderes angreift. Was machen wir jetzt mit Aserbaidschan? Auch sanktionieren? Schluss mit dem EU-Unfug!
Da gibt’s nur eines, wo bleibt die grüne Ana Lena
Beide werden sofort sanktioniert, beiden wird sofort waffenhilfe zugesichert und beiden wird selbstverständlich Wiederaufbauhilfe zugesagt. Ich stehe auf eurer Seite egal was mein Volk sagt.
Das ist der ganz normale Ablauf wenn Länder durch hohe Inflation, finanziell in ein Eck gedrängt werden. Krieg um Ländereien und Ressourcen ist dann alles was noch übrig bleibt.
Das wird bald auch bei uns der letzte Ausweg sein. Aufrüsten tut ja eh schon jeder wie verrückt.
Gestern war noch irgendwo zu lesen das uns Armenien mit Gas aushelfen kann.
Aber wie wir die Kapazunder in Brüssel kennen wird es wohl wieder Sanktionen in Hülle und Fülle geben.
Egal obs etwas bringt, es muss noch viel mehr Sanktioniert werden.
Sarkasmus of.
Wenn die EU den Konflikt lösen will, dann kann davon ausgegangen werden, das das Gegenteil eintritt.
Die Schutzmacht ist gerade anderweitig beschäftigt und leidet unter Personalmangel.