Die Mitgliederbefragung in der SPÖ hat noch gar nicht begonnen – und schon fliegen die ersten Fetzen. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der neuer Parteichef werden, attackiert die jetzige Parteispitze rund um SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner frontal.

„In der Parteiführung gibt es ein elitäres Blasendenken und ein paar Leute, die glauben, sie können über richtig und falsch entscheiden“, poltert Doskozil im „Standard“-Interview. „Diese angebliche moralische Elite in der SPÖ glaubt sogar, gegen die Mehrheit der Parteimitglieder auftreten zu können. Sagt man dann irgendwann auch, der Wähler hat geirrt?“

Lercher: „Müssen elitäre Zirkel in der SPÖ auflösen“

Doskozils Unterstützer, der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher, legt in dem Doppelinterview nach: „Entweder wir lösen die elitären Zirkel jetzt auf, oder es wird die SPÖ, wie ich sie mir vorstelle, nicht mehr geben“, erklärter offen. Beide Politiker meinen damit offensichtlich ihre sozialdemokratischen Parteikollegen rund um Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, die sich bis heute hinter Rendi-Wagner stellen.

Max Lercher (SPÖ) hat sich festgelegt: Entweder Doskozil wird neuer Parteichef, oder er tritt bei der nächsten Wahl nicht mehr an.APA/ERWIN SCHERIAU

Führung arbeite nur für sich selbst

Lercher spricht von „Machtblöcken“ in der Partei, „die nicht mehr für die Sozialdemokratie arbeiten, sondern nur für sich selbst.“ Gleichzeitig betont er mehrmals: Es gehe nicht um die jetzige Parteichefn Rendi-Wagner. „Ich habe kein persönliches Problem mit ihr. Es geht um eine Klärung, wofür die SPÖ steht. Und da glaube ich, dass die Vorsitzende und ihr Umfeld das nicht schaffen.“

Der Steirer wiederholt auch eine harte Ansage, die er zuvor bereits auf Twitter gemacht hat: „Ich gehe davon aus, dass Hans Peter gewinnt. Aber im anderen Fall würde ich nicht mehr kandidieren. Wir stehen an einer Querung.“ Das war dann also mit der Politik für ihn.

Dass man nicht mehr weiß, wofür die SPÖ steht, liegt nach Ansicht Lerchers auch an Parteichefin Rendi-Wagner (Bild) und ihrem Team.

Parteiführung wollte alles beim Alten belassen

Dass die Vorgangsweise rund um den Partei und die Mitgliedbefragung nicht im Sinne Doskozils war, macht dieser im Interview ebenfalls deutlich: „Das Drehbuch der letzten Wochen habe nicht ich geschrieben. Die aktuelle Parteispitze hat versucht, mit einem schnellen Sonderparteitag Fakten zu schaffen und alles beim Alten zu belassen. Da war ich gezwungen zu reagieren.“

Auf die Frage ob Ex-Bundeskanzler Kern zu seinem Team gehört, entgegnet Doskozil: „Christian Kern spricht für sich selbst.“

SPÖ-Urgestein kritisiert Doskozil scharf

Doskozil nennt auch verschiedene Themen, etwa eine Reform des Gesundheitssystems: „Man muss Lösungen finden – gegen alle Widerstände. Will man weg von der Zweiklassenmedizin, wird man die Ärztekammer gegen sich haben, die Systembewahrer gegen sich haben. Aber wenn man die Bevölkerung hinter sich hat, kann man alles schaffen.“ Dazu Lercher: „Hans Peter ist der Kandidat der Bevölkerung.“

Einen Tag vor Doskozil hat sich ein SPÖ-Urgestein im „Standard“ zurückgemeldet: Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina (80). Er bringt sich bei der Mitgliederbefragung ebenfalls ein – als Unterstützer des Bürgermeister von Traiskirchen Andreas Babler. Auf den burgenländischen Landeshauptmann kommt er auch zu sprechen. Sein Kommentar: „Doskozil hat die Partei gespalten“. Lacina wie Babler können sich weder mit der ÖVP noch mit der FPÖ eine Koalition vorstellen.