Sie wollten Holz-Deals einfädeln und Kärnten sollte günstiges Benzin bekommen: Jörg Haider verstand in den Jahren bis zu seinem Tod am 11. Oktober 2008 gut, dass Saif al-Islam, der Sohn und designierte Nachfolger des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, für Österreich eine wichtige Rolle spielen könnte.

Über die Aufenthalte des Diktatoren-Sohns in Wien schwirren bis heute die wildesten Storys durch die Polit-Society: Durch die Villa Saifs in Wien-Döbling schlichen zwei bengalische Tiger. Und irgendwie kam es auch zu lebensgefährlichen Verletzungen eines Escort-Girls auf dem Grundstück. Die Ermittlungen der Kripo waren rasch eingestellt, die junge Ukrainerin soll beim Klettern auf einen Baum ohne jede Fremdeinwirkung abgestürzt sein. Saif al-Islam hatte es damals jedenfalls sehr eilig und konnte nichts mehr zu diesem Vorfall sagen, da er mit dem Privatjet eines österreichischen Unternehmers schon abgereist war . . .

"Wir bekamen nichts außer Armut"

Jetzt, fast zehn Jahre nach dem grausamen Tod seines Vaters Muammar al Gaddafi in einer Betonröhre bei Sirte, stellt der langjährige Freund von Jörg Haider einiges im Interview mit der “New York Times” klar: Er schließe keinesfalls aus, dass er Präsident Libyens werden wolle. Und da im ölreichen Land bekanntlich seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg tobt, möchte Saif al-Islam die Einigkeit des Landes wiederherstellen: “Die Politiker nach meinem Vater haben Libyen nichts gebracht außer Armut. Es gibt kein Geld, keine Sicherheit, kein Leben. Wir müssen zurück in die Vergangenheit.”

Drei seiner Brüder wurden ebenso wie sein Vater getötet, seit 2014 fehlte auch jedes Lebenszeichen vom Architekten und Ökonomen Saif al-Islam, der mit Jörg Haider eine ausgezeichnete Gesprächsbasis hatte. Und der Gaddafi-Sohn erklärt, warum er nun sprechen darf – und warum er noch am Leben ist: Die Milizionäre, die Teile des Landes kontrollieren, hätten erkannt, dass seine noch immer vorhandene Popularität und sein Name für sie von Bedeutung sein kann.

Politik-Comeback wie "Striptease" geplant

Die Kriegswirren und die Gefahren eines Comebacks wischt Saif al-Islam zur Seite, er wolle wieder das Land regieren – die Rückkehr müsse aber sehr langsam vor sich gehen, erklärte der Libyer der “Times”: “Wie bei einem Striptease, Stück für Stück. Du musst mit ihrer Psyche spielen.”

Die bengalischen Tiger des Diktatoren-Sohns sind übrigens schon lange nicht mehr in Döbling: Der Tiergarten Schönbrunn hat die vierbeinigen Kätzchen Saif al-Islams damals übernommen.

Da war die Welt für den Gaddafi-Clan noch in Ordnung: Papa Muammar in Galauniform
Saif al-Islam mit Jörg Haider, der im Oktober 2008 starb