Der Plagiats-Gutachterin fällt es sichtlich schwer, vor der laufenden exxpressTV-Kamera das zu erzählen, was sie beim Auffliegen des Plagiats-Skandals um die Doktorarbeit von Alma Zadic bereits im Jänner erlebt hat: “Das war gleich einen Tag später, nachdem manche Medien bei der Berichterstattung über den Fall Zadic im Jänner meinen Namen genannt haben.”

Der Wienerin wurde dann von “einem Staatsanwalt” und “einem Mitarbeiter eines Bezirksgerichts” einen Tag nach dem 15. Jänner, als ihr Name in manchen Medien aufgetaucht ist, gesagt: “Bei meinem Sorgerechtsfall um mein Kind käme es jetzt drauf an, wie ich mich ,benehme’. Ich soll, so wurde mir wörtlich gesagt, ,den Ball flach halten und schweigen’. Ich war wirklich entsetzt.” Und Katharina Renner sagt klar: “Natürlich war da ein Zusammenhang mit meiner öffentlichen negativen Bewertung der Dissertation der Justizministerin, definitiv besteht da ein Zusammenhang.”

Die Plagiats-Gutchaterin im Interview: “Das war ein Versuch, um auf mich Druck auszuüben. Ich sollte mich nicht mehr öffentlich über die Doktorarbeit von Alma Zadic äußern.”

Auch ein deutscher Plagiats-Gutachter kritisiert Zadic deutlich

"Sogar Schlussfolgerungen wurden übernommen"

Die hauptberufliche Plagiats-Gutachterin, die auch oft mit dem bekannten Plagiats-Jäger Stefan Weber zusammenarbeitet, hat sich schon vor Veröffentlichung des neuen, umfassenden Gutachtens zur Zadic-Doktorarbeit deren 220 Seiten lange Dissertation ganz genau angesehen: “ich bin wirklich sehr enttäuscht über die Universität Wien, dass diese Arbeit für eine Dissertation gereicht hat.”

Katharina Renner bestätigt im exxpressTV-Interview auch die Meinung von Stefan Weber und dem deutschen Gutachter Martin Heidingsfelder: “Da wurde eindeutig plagiiert. Zadic hat auch ihre Schlussfolgerungen von anderen Autoren übernommen – das geht gar nicht.”

Katharina Renner: Die Bedrohung gegen sie sei "definitiv im Zusammenhang" mit ihren Aussagen über die Doktorarbeit von Zadic gewesen.

Wie lange sieht der Bundespräsident da noch zu?

Ihr sei wichtig, dass das Wort “Anstand” wieder beachtet wird, betont Katharina Renner im exxpressTV-Gespräch: “Ich bin sehr besorgt über den Zustand unserer Justiz, wenn das alles möglich ist.” Und sie verstehe auch “manche Medien” nicht, die nicht über derartige Vorgänge berichten – was da nun vorgefallen ist, sei erschütternd. Renner: “In der Staatsanwaltschaft herrschen bedenkliche Zustände.”

Wie berichtet, lehnt die noch amtierende Justizministerin jedes Interview mit dem eXXpress zu dieser Causa ab. Das gesamte neue Plagiats-Gutachten, in dem Experten 73 Plagiats-Teile in der Doktorarbeit von Alma Zadic dokumentiert haben, wurde bereits der Universität Wien übergeben, dort findet nun eine konkrete Prüfung des Verdachtsfalls statt – diese kann aber Monate dauern.

Eine Frage zur Plagiats-Affäre, die immer mehr Leser des eXXpress stellen: Wie lange sieht der Bundespräsident bei diesem politischen Skandal, der das Vertrauen der Österreicher in die Politik zusätzlich erschüttert, noch tatenlos zu?

Wann entscheidet Alexander van der Bellen, dass Zadic ihr Ministerbüro räumen muss?
Sogar beim Inhaltsverzeichnis der Doktorarbeit soll Zadic sehr viel von einem anderen Autor übernommen haben (gelb markierte Stellen).
Bestätigte ebenfalls die Plagiats-Teile in der Dissertation der Justizministerin: Dozent Stefan Weber

Plagiats-Skandal: Sollen für Alma Zadic die gleichen Maßstäbe gelten wie bei Ex-Ministerin Christine Aschbacher?