Er ist seit Jahrzehnten der heimliche Star der Webebranche und vor allem bei Kindern sehr beliebt – Käpt’n Iglo. Doch nun könnte den Fischstäbchen sowie einer Vielzahl anderer Lebensmittel ein Werbeverbot drohen – quasi durch die Hintertüre. Die Nationale Ernährungskommission (NEK) hat nämlich das seit Monaten diskutierte Nährwertprofil für Lebensmittel beschlossen. Wie leadersnet.at berichtet, warnt die Wirtschaftskammer (WKO) davor. Denn dieser Vorschlag sehe vor, Werbung für Heumilch-Milch und Bio-Butter, Süßes, Käse wie Emmentaler oder Fleischprodukte, Fischstäbchen, Fruchtsäfte und Smoothies, Knabbereien, Müsliriegel, Konfitüren und vieles mehr zu verbieten.

Kritik von der WKO

“Muss man Kinder vor Werbung für Käpt’n Iglo oder Bio-Heumilch-Käse schützen? Echt jetzt? Dieses Vorhaben kommt nicht nur zur Unzeit, mitten im vorsichtigen Aufschwung nach der schwersten Wirtschaftskrise seit 1945. Die geplanten Werbeverbote sind auch vollkommen überzogen, wissenschaftlich nicht fundiert und handwerklich mangelhaft. Ganz davon abgesehen, dass sie nicht im Regierungsprogramm stehen und auch nicht vom jüngst novellierten Medienrecht gedeckt sind”, kritisiert Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes Lebensmittelindustrie der WKÖ.

Der "neue" Kaptai'n Iglo ist nach wie vor sehr beliebtIglo

Kopfschütteln beim Österreichischen Werberat

Für Michael Straberger, den Präsidenten des Österreichischen Werberats, ist die Entscheidung der NEK ebenfalls nicht nachvollziehbar: “Dieser Beschluss ist mehr als verwunderlich, denn vor fünf Monaten ist die Novellierung der Audiovisuellen Mediendienste-Richtlinie in Österreich umgesetzt worden. Diese wurde im Schulterschluss mit der Lebensmittelbranche, den Medien und allen öffentlichen Stellen – auch dem Gesundheitsministerium – erarbeitet und sieht strenge Vorlagen für Lebensmittelwerbung im Umfeld von Kindersendungen vor. Diese werden im Wege der Selbstregulierung effizient überwacht. Nunmehr erfolgt ein weiterer Vorstoß, der auf keinerlei wissenschaftlicher Evidenz beruht und gewissermaßen über die Hintertüre weitreichende Werbeverbote – ohne rechtliche Basis – erwirken soll.”

Das Gesundheitsministerium beruhigt

Vom, letztendlich zuständigen Gesundheitsministerium kommt Entwarnung. Die Nationale Ernährungskommission könne “weder Verordnungen verabschieden noch Werbeverbote verhängen”. Zudem hätten die Nährwertprofile nur Empfehlungscharakter. “Die im Begutachtungsverfahren stark umstrittenen verpflichtenden Nährwertprofile wurden gesetzlich nicht verankert und stattdessen auf allgemeine Ernährungsleitlinien abgestellt”, betonte auch Kanzlerbeauftragter für Medien, Gerald Fleischmann (ÖVP), bereits im vergangenen November in einer Stellungnahme.

Darf für Fischtstäbchen bald nicht mehr geworben werden?Iglo